Volltext: Die Katastrophe des 8. August 1918 [36] (Band 36/1918)

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fischen Reserven sei ausgeschöpft, hatte das Vertrauen zur deutschen Heerführung 
bedenklich erschüttert, nicht nur bei der Armee selbst, sondern auch im deutschen 
Volkes." 
Noch bedeutungsvoller war der zweite Entschluß der O.H.L., zu dem 
sie sich am 21. Juli gezwungen sah. 
„Der Angriff in Flandern konnte keinen schnellen und entscheidenden Er- 
folg bringen. Der Feind war nach allen Anzeichen auf ihn vorbereitet. Wich 
er auch hier wie östlich Reims aus, so vermochten wir eine Entscheidung nicht 
zu erringen. Hielt er stand, so waren seine zahlreichen Reserven in der Lage, 
uns aufzuhalten. Die O.H.L. beschloß, diesen Angriff aufzugeben 
und die Heeresgruppe Rupprecht auf Abwehr zu stellen**)." 
Dieser Verzicht auf die Durchführung des Hägen-Unternehmens be- 
deutete nicht weniger als den Abschluß unseres ganzen bisherigen Ope- 
rationsplanes. Er war gescheitert. Genau vier Jahre nach Kriegsbeginn 
lag das gesamte Westheer von neuem in reiner Abwehr erstarrt. Ruhe 
für die in den Iuli-Kämpfen hart mitgenommenen Divisionen, Auf- 
füllung ihrer gelichteten Reihen — etwa zehn Divisionen mußten hierzu 
aufgelöst werden — und Festigung der Verteidigung an den Haupt- 
kampffronten waren die vordringlichsten Sorgen. Somit hatte der Gegner 
volle Freiheit des Handelns gewonnen, die ihm nur wieder durch kräftige 
Offensivschläge entrissen werden konnte. War dazu das deutsche Heer 
noch fähig? Am 2. August 1918 glaubten maßgebende Männer der 
O.H.L. noch daran, wie aus ihrer Beurteilung der Lage von diesem Tage 
hervorgeht: 
„Nach dem starken Kräfteeinsatz der Entente zwischen Vesle und Marne 
sind Großangriffe des Feindes an anderer Stelle in der n ä ch ft e n Zeit um 
so weniger zu erwarten, als er mit einem Gegenangriff rechnet Spätere 
feindliche Großangriffe können sich natürlich gegen alle Teile unserer Front 
richten. Größere Wahrscheinlichkeit haben sie (folgt Aufzählung von fünf Ab- 
schnitten). 
Während wir hier die Abwehr organisieren, bereiten wir gleich- 
zeitig den Angriff vor. Hierfür würden in Betracht kommen: 
1. Der Hagen-Angriff in kleiner Form, 
2. Der Angriff „Kurfürst" zu beiden Seiten der Oise, etwa zwischen Mont- 
didier und Soissons, 
3. und 4. . . 
Hierbei war ein Angriff auf Amiens nicht erwähnt. Aber auch 
dieser war vielleicht noch nicht endgültig aufgegeben. 
*) Montgomery, Gen.Maj. und Chef des Generalstabes der engl. 4. Armee: 
Die Geschichte der 4. Armee, S. 17. 
**) Ludendorff, Meine Kriegserinnerungen, S. 543.
	        
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