Volltext: Tannenberg [19] (Band 19/1927)

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Gefangennahme der eingeschlossenen Rujsen. 
war, das Glück, daß sich ihm eine von Stunde zu Stunde wachsende, 
bald nach Tausenden zählende Menge von Russen ergab, darunter Gene- 
rale und zahlreiche Offiziere. „In ungeordneten Trupps, teils mit, teils 
ahne Waffen, kam die gewaltige Masse aus >dem Walde heraus, ohne 
Ahnung, daß ihnen nur wenige Kompagnien den Weg nach Rußland 
versperrten"'). — „Aus den Wiesen nördlich der Chaussee" — so be¬ 
richtet Oblt. Martens vom Schw. Res.Reit.Rgt. B, der hier mit¬ 
gewirkt hatte — „war ein Heerlager waffenloser Russen eng zusammen- 
gedrängt, dazu unzählige herrenlose Pferde frei herumlaufend; Munitions- 
und Verpflegungsfahrzeuge, Scheinwerfer-, Fernsprecher- und Lazarett- 
wagen standen in wüstem Durcheinander auf und neben der Straße. 
Einige Gehöfte waren vollgepfropft mit russischen Offizieren, in der 
Schule die höheren Stäbe: Generale, Generalstäbler, Adjutanten, meist 
tadellos angezogen — Uniformen, denen man den erstklassigen Schneider 
ansah, Lackstiefel —, als ob sie eben aus Petersburg kämen. Ab und 
zu ein deutscher Infanterist vom Rgt. 43 mit aufgepflanztem Bajonett." 
— Unter den gefangenen Generalen aber befand sich, zunächst nicht er- 
kannt, auch Glt. Klujew, der Komm. Gen./russ. XIII. KorpsI — Sieges- 
stimmung herrscht bei der deutschen Truppe, — dann aber vorüber- 
gehend wieder ernste Sorge, als Nachricht kommt, daß bei Neidenburg 
ein sehr starker Angriff frischer russischer Kräfte von Süden im Gange 
sei; deutlich schallte Kanonendonner von zunehmender Stärke herüber. 
Hatten die Russen dort Erfolg, so,„konnten wir bald die Gefangenen 
unserer Gefangenen sein" — berichtet Oblt. Martens weiter — „denn 
zum Kampf hatten wir angesichts der vielen Gefangenen eigentlich keinen 
Mann frei .... Wir waren aufs höchste gespannt, als ein Ordonnanz¬ 
offizier auf einem Schimmel, schweißtriefend, Helm im Genick, von 
Westen her auf der Chaussee angaloppiert kam und atemlos rief: ..Die 
Russen sind schon in Puchallowen!" — Aber kurz nach dem Unglücks- 
retter traf der Stab der 1. Jnf.Div. im Kraftwagen ein und klärte uns 
auf, daß die Russen bei Puchallowen Gefangene feien, die — wegen des 
Kampfes bei Neidenburg ostwärts marschierten." — Dann kam die 
Nacht; von Westen schallte immer noch Kampflärm herüber. „Wir 
machten also Igel, sicherten uns nach allen Seiten und erwarteten den 
*) Er.Bl, Jnf.Ngt, 43.
	        
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