Volltext: Tannenberg [19] (Band 19/1927)

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Die Ernennung des Generals v. Hindenburg. 
Der Kampf einer deutschen Minderheit gegen die von Süden und 
Osten gleichzeitig gegen Ostpreußen erwarteten Russen war im Frieden 
im Großen Generalstabe unter dem Grafen S ch l i e f f e n wie unter 
seinem Nachfolger Gegenstand von Generalstabsreisen, Kriegsspielen und 
Übungsaufgaben gewesen. Als einzig mögliche Lösung hatte sich immer 
wieder ergeben, eine der russischen Armeen nach der anderen anzu- 
greifen und zu schlagen. Das Gebiet der Masurischen Seen mit der 
kleinen Sperrfestung Lützen spielte dabei eine wesentliche Rolle, denn es 
Zwang die vorrückenden russischen Massen, sich zu trennen. Ohne kühnen 
Wagemut und schnelles Zufassen, ohne zuversichtliche und zielsichere 
Führung einerseits und höchste Leistungsfähigkeit und Angriffsfreudig- 
feit der Truppe andererseits war die Lösung der Aufgabe aber, unmög- 
sich. Ihre Gefahren hatte Graf Schlieffen schon im Jahre 1898 bei Be¬ 
sprechung einer Aufgabe mit den Worten gekennzeichnet: „Werden die 
Deutschen in zweifelhaften Kämpfen durch die eine russische Armee fest- 
-gehalten, so gewinnen die übrigen Zeit, ihrem Gegner in Flanke und 
Rücken zu kommen und ihn durch ihre Übermacht zu erdrücken. Glaubte 
daher der deutsche Oberkommandierende nicht, einen vollständigen Sieg 
erfechten zu können, so tat er wohl daran, sich — so gut es ging — hin¬ 
ter die Weichsel zurückzuziehen und auf die Erfüllung seiner Aufgabe zu 
Verzichten." 
Im Sommer 1914 rechnete man damit, daß zunächst zwei russische 
Armeen gegen Ostpreußen vorgehen würden, von denen jede für sich 
allein der deutschen 8. Armee schon an Zahl überlegen sein werde. Man 
erwartete von Süden die „Narew-Armee", von Osten die „Njemen- 
Armee" unter Gen. v. Rennenkampf. Da die Rjemen-Armee zu- 
erst ins Land einfiel, wandte sich Gen.Ob. v. P r i t t w i tz sofort gegen 
diese. So stand er mit dreieinhalb Korps und der Hauptreserve von 
Königsberg am 29. Aug. bei Gumbiunen in aussichtsreichem Angriffs- 
kämpfe. Gen. v. S ch o l tz mit dem XX. A.K. und Landwehr, fer¬ 
ner Truppen aus den Weichselfestungen deckten inzwischen die Süd- 
grenze der Provinz gegen die Narew-Armee. 
Im Großen Hauptquartier zu Koblenz hatte man am 
29. Aug. gute Nachrichten vom Stande des bei Gumbiunen entbrannten 
Kampfes. Der Schlag gegen Rennenkampf schien zu gelingen; gleich- 
zeitig lagen Nachrichten vom Siege in Lothringen vor, der deutsche 
rechte Heeresflügel war in Brüssel eingerückt! — Da schlug — wie der 
Witz aus heiterem Himmel — in der Nacht zum 21. Aug. die Meldung
	        
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