Volltext: Tannenberg [19] (Band 19/1927)

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XVII. A.K. und I. R.K. — Zustand der Truppe. 
der flüchtenden, sich an die Truppe klammernden Einwohner in ihrer 
Verzweiflung und Angst gesehen hat"^). Das war gewiß nicht die Stim- 
mung aller, aber doch mancher Teile, und spurlos waren We Eindrücke 
von Gumbinnen kaum «n e i n e m vorübergegangen. Da wirkte es be- 
ruhigend und hoffnungverheihend zugleich, wenn Gen. ».Mackensen 
der marschierenden Truppe bei jeder sich bietenden Gelegenheit klar- 
machte, wie es >in Wirklichkeit stand: Ihr seid nicht geschlagen, sondern 
seid abmarschiert a uf B ef eh l zu anderer Verwendung! 
Auch das I. R. K. hatte bei Gumbinnen in schwerem Kampfe ge- 
standen; es hatte aber sehr viel weniger, nur etwa 2000 Mann, verloren 
und war auf dem Schlachtfelde selbst Sieger geblieben. So lastete der 
Rückzug hier doch nicht so stark' auf der Truppe. Durch einsichtsvolle 
Schonung war Glt. v. B e l o w bestrebt, die an sich geringere Leistungs- 
fähigkeit seiner Reservetruppen hochzuhalten. 
Seit dem Anmarsch zur Gumbinner Schlacht in der Nacht 19./20. 
Aug. hatten b e i d e K o r p s an die 200 km, einzelne Teile noch erheb- 
lich mehr, vielfach auf schlechten Nebenwegen und behindert durch die 
Wagenzüge der flüchtenden Bevölkerung, im Sonnenbrand der August- 
tage zurückgelegt. Der am 23. Aug. eingelegte Ruhetag hatte einem 
dringenden Bedürfnis entsprochen, hatte Marschfähigkeit und Kampf- 
kraft wieder gehoben. Die volle Leistungsfähigkeit und erste Angriffs¬ 
frische hatte aber naturgemäß nicht überall wieder erreicht werben kön- 
nen; die Verluste waren noch nicht ersetzt. In solcher Verfassung traf die 
Korps die Weisung, eine mehr südliche Richtung einzuschlagen. „Der 
Befehl für den weiteren Rückmarsch nach Westen war bereits fertig- 
gestellt" — fo berichtet Maj. G r f. v. Schwerin, der 1. Genst.Off. 
des XVII. A.K. —, „als spät in der Nacht der erste Befehl des neuen 
Oberkommandos Hindenburg-Ludendorff eintraf und uns die Richtung 
nach Süden wies. Ich entsinne mich genau der freudigen Stimmung, die 
dieser Befehl hervorrief und mit welcher Lust wir beim Gen.Kdo. 
trotz Ermüdung an die Bearbeitung der neuen Befehle gingen." — 
„Die neue Parole: «Heran an den Feind!" — so berichtet Maj. v. W i n - 
n i n g , Genst.Off. der 36. Jnf.Div. —, „wischte alle trüben Gedanken mit 
einem Schlage fort, belebte und spannte die Kräfte aufs neue, und zwar 
nicht nur bei den Offizieren, sondern bei der gesamten Truppe." 
*) Entw. zum Er.Bl. des Jnf.Rgts. 17S.
	        
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