Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

Der erste mißlungene Sturm. 
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Werfervorbereitung sowie Zerstörung der Hindernisse durch Pioniere 
sollte der Jnfanterieangriff in tiefer Staffelung 10° vorm. erfolgen, wo¬ 
bei Pioniere mit Zerstörungsgerät und Sprengmaterial die Infanterie 
zu begleiten hatten. 
Pünktlich zur befohlenen Zeit, als das Artillerie- und Minenfeuer 
schwieg, trat die 68. Inf.Brig. zum Angriff an. General v. Poch- 
Hammer stellte sich mit den Worten: „Kinder, wir wollen den Fran- 
zosen doch mal wieder zeigen, was ein echt preußischer Sturm ist!" an 
die Spitze der Sturmtruppen. Nach wenigen Minuten traf ihn ein töd- 
liches Geschoß. Zum erstenmal färbte Generalsblut den Waldboden der 
Argonnen*). Oberst v. W a h l e n - I ü r g a ß übernahm die Führung 
der Brigade. In dem Dickicht kam der Sturm jedoch nur langsam und 
lediglich eine kurze Strecke vorwärts. Das schon so oft Erlebte wieder- 
holte sich: jeder Busch, jeder Baum, jeder Strauch spie Tod und Ver- 
derben, Orientierung und Zusammenhalt schwanden schnell, von Füh- 
rung und Feuerleitung war bald keine Rede mehr. In kürzester Zeit 
kam das Vorgehen ins Stocken. Spaten heraus! Eingraben! 
Nicht besser erging es 'den Württemberger Grenadieren. Diese hatten 
bereits am 2. Oktober abds. etwas Gelände gewonnen, wobei der Komp. 
Führer der 10./123, Hptm. Groß, mit zahlreichen Leuten seiner Kom- 
pagnie gefallen war, als er mit dem Rufe: „Mit Gott für König und 
Vaterland!" vorstürmte. Jetzt, am 4.Oktober, erreichte das I./123 auf 
dem linken Flügel zwar den Astverhau vor der feindlichen Stellung, 
mußte aber, da diese noch völlig unerschüttert war, unter schweren Ver- 
lusten wieder in die Ausgangsstellung zurückkehren. Hierbei starben zu- 
sammen mit einer Anzahl tapferer Grenadiere Oberlt. Abele und Lt. 
Stahl den Heldentod. Auch das III./123 kam in dem rasenden Feuer 
nur ganz wenig vorwärts. 
Der Sturm mußte als restlos gescheitert angesehen werden. Die 
Artillerie- und Minenvorbereiiung hatte nicht im entferntesten genügt, 
um die französischen Stellungen sturmreif zu machen. Die Wirkung der 
Minenwerfer gegen derartige Hindernisse war überschätzt worden, die 
Minen hatten vielmehr den Ast-verhau erst in ein völlig undurchdring- 
liches Gewirr von zerschellten Baumstämmen, zerwirbelten Baumkronen 
und Zweigen verwandelt. Eine richtige Bresche im Hindernis war 
nirgends entstanden, ebenso hatten die seit drei Wochen ausgebautem 
*) Die Brigade bestattete später ihren geliebten General unter einer mäch- 
tigen Eiche. Eine Inschrift besagte: „Diese Eiche darf nie gefällt werden!"" 
Wenige Wochen später war sie von einer Granats zerschmettert.
	        
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