Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

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Die Tragik der Führung. 
Fronten, wurde der Entschluß erst gefaßt, nachdem die Truppe nach 
größter Aufopferung und trotz höchsten Heldentums sich tatsächlich fest- 
gelaufen hatte. Man ist rückschauend leicht geneigt, der Führung Vor- 
würfe zu machen, weil sie nicht früher ein Ringen abbrach, dessen Aus- 
sichtslosigkeit uns heute auf der Hand zu liegen scheint. Damals, inmitten 
der Kämpfe, rang sich diese Erkenntnis jedoch 'sehr langsam durch, 
und es ist nur natürlich, daß sie zuerst der Kampftruppe selber kam 
und der höchsten Führung zuletzt sich offenbarte. Hier wurde die Un- 
Möglichkeit, in gewohurem, schnellem Siegeslauf den Widerstand des 
Feindes zu brechen, zudem noch durch die Unübersichtlichkeit des Wald- 
geländes verschleiert. Man kannte die Schwierigkeiten des Waldkampfes 
hinreichend, aber gerade deshalb glaubte man, daß es nur eines starken 
Führerwillens bedürfe, um ihrer Herr zu werden. Allein fo ist es wohl 
zu erklären, daß das A.O.K. 5 auch noch auf 'dem Durchmarsch durch die 
Argonnen bestand, als am 26.und 27. September nach den Mißerfolgen 
der 5. und 6. Jäger bereits die Unmöglichkeit der Durchquerung Äes 
Waldes auf >der Hand lag. überraschender ist allerdings noch, daß 
dann am 28. September wiederum nur zwei schwache Detachements an- 
gesetzt wurden und auch der weitere Kräfteeinsatz nur zögernd und sehr 
allmählich erfolgte. Aber die Erkenntnis, daß es besonderer Vorberei¬ 
tungen bedürfe, um unter den obwaltenden Verhältnissen mit Erfolg 
kämpfen zu können, lag einer Führung damals fern, die bis dahin ge- 
wohnt war, nur zu befehlen uttd.des Erfolges dank der unvergleichlichen 
Tüchtigkeit der Truppe gewiß-zu fein. Diese Erkenntnis erwuchs erst, 
als eben diese Regimenter in aussichtslosem Kampfe sich verblutet hatten. 
Aus der Tragik der Truppe wurde so eine Tragik der Führungl Das ist 
vielleicht hier in den Argonnen am surchtbarsten zum Ausdruck ge- 
kommen.
	        
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