Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

Der Rückmarsch der 4.und 5. Armee. 
19 
gönnen zurück. Dies lag nicht im Sinne der deutschen Obersten Heeres- 
Leitung; denn die 4.Armee war für den Rückmarsch auf die Linie 
Suippes—Ste. Msnehould (ausschl.), die 5. Armee nach Sie. Msnehould 
und ostwärts dirigiert worden. 
Die Loslösung vom Feinde vollzog sich — dies war mit dem Nacht- 
angriff vom 9./10. September wenigstens erreicht worden — ohne 
Schwierigkeiten. Noch während des ganzen 12. September befeuerte die 
französische Artillerie ausgiebig die längst verlassenen deutschen Stel- 
lungen. Erst gegen Abend entdeckten vorsichtig vorfühlende Patrouillen, 
daß der Deutsche abgebaut hatte. — 
Von der 5. Armee erreichten am 12. September abends das 
VI. Armeekorps Ste. Msnehould, das XVI. Clermont, das XIII. den 
Südrand der Argonnen in Gegend von BrizeauK. Am 13. standen fchon 
das VI. Armeekorps in Gegend von Vienne le ChÄteau, das XVI. im 
Raums Varennes—Vaulny—Charpentry. Das XIII. Armeekorps und 
die Hm feit dem 8. September zugeteilte 12. Reserve-Division benutzten 
die große Straße durch die Argonnen von Brizeaux über les Jslettes— 
la Chalade—le Four de Paris—Varennes, auf der wenige Tage vorher 
die Württemberger siegesfroh nach Süden gezogen waren. Von allen 
Seiten herzuströmende Truppenteile suchten sich in die lange Marsch- 
kolonne einzufädeln. Erst in den späten Nachmittagsstunden des 13. Sep- 
tember vollzog sich der Eintritt in die Argonnen, so daß der Wald über- 
wiegend in rabenfinsterer Nacht durchquert werden mußte. Zahllose 
Marschstockungen gestalteten den Marsch für die nach den vorher- 
gegangenen Anstrengungen und Kämpfen ermüdete Infanterie zur 
Qual. Schwer lastete das Gefühl, auf dem Rückzüge zu fein, auf allen, 
die im müden Schritt sich dahinfchleppten. Ungezählte, die vorher singend 
und jubelnd in die Argonnen einmarschiert waren, fehlten in den Reihen. 
Auf blutgeröteten Schlachtfeldern südlich des Waldes ruhten sie und 
hatten vielleicht ein glücklicheres Schicksal gefunden, als die erschöpft und 
niedergedrückt von den Erlebnissen, in stumpfer Teilnahmlosigkeit nun 
wieder nordwärts ziehenden überlebenden. Im Augenblick jedenfalls 
erscheint es so. Schicksalswende einer ArmeeI Und als ob der Himmel 
das zum Ausdruck bringen will, rieselt es aus dicht geballten Wolken 
ohne Unterlaß fein hernieder. Trist und trostlos schauern die Bäume, 
von Nüsse triefend, im kalten Herbstwind. Im klebenden Schlamm der 
Waldstraße zwängt sich der Infanterist stumpf mit leerem Kopf zwischen 
Artilleriekolonnen, Bagagen, Sanitätsfahrzeugen und Autos hindurch. 
Immer weiter tropft die ganze Nacht hindurch der kalte Regen. Mar-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.