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Die französische O.H.L. in Verlegenheit.
Mit dieser Bewegung schlössen die ereignisreichen Tage vom
30. Juni bis 3. Juli ab. Der Feind, der seine sämtlichen Artillerie-
beobachtungsstellen verloren hatte, beschoß noch tagelang 'die alten deut¬
schen Stellungen, so daß sich die Regimenter der 27. Jnf.Div. und 68. Inf.
Brig. in Ruhe in ihren neuen Stellungen einrichten konnten.
Der taktische Erfolg der Angriffe war groß. Die Truppe lebte neu
auf, da sie aus ihrer unerträglichen Lage erlöst war. Die von den Fran-
zosen für uneinnehmbar gehaltenen Werke im Erurie-Walde waren bis
auf das Werk Martin, dessen Wegnahme einem späteren Zeitpunkt vor-
behalten blieb, gefallen, ebenso das Storchenest, die Rheinbabenhöhe und
die Eselsnase. Die neuen deutschen Linien lagen im Hochwald, in selbst
gewähltem, militärisch günstigem Gelände. Abgesehen von dem großen tak-
tischen und moralischen Erfolg war auch die materielle Siegesbeute für
Argonnenverhältniffe ungeheuer. 37 Offiziere und 2519 Franzosen
wurden als Gefangene gezählt, über 100 M.W. und 18 M.G. erbeutet.
Ganze Pionierparks und Munitionsdepots fielen in deutsche Hand, dazu
fast 5000 Gewehre und unzähliges anderes Kampfgerät. Die blutigen
Verluste des Feindes waren nicht abzuschätzen, da die verschütteteten
Stollen und Unterstände Massengräber darstellten. 1600 tote Franzosen
wurden ehrenvoll bestattet. Vom 20. Juni bis 2. Juli war die Einbuße
der Franzosen an Gefangenen, Toten und Verwundeten auf 7000—8000
Mann zu veranschlagen, die Regimenter 151, 154, Kol.Regt. 44 und
Jäg.Batl. 8 konnten als aufgerieben gelten.
In welche Verlegenheit die französische O.H.L. durch diese ver-
hängnisvolle, blutige Niederlage gera'ten war, bewiesen ihre Heeresberichte
vom 2. und 3. Juli, die, um die französische öffentliche Meinung zu be-
ruhigen, die empfindliche Schlappe in einen Sieg umzudeuten suchten.
Die feindliche Heeresleitung redete von einem Mißlingen des deutschen
Angriffs -und gab nur verschämt zu, „daß es an einigen Stellen gelungen
sei, bei Bagatelle Fuß zu fassen", wodurch offensichtlich die Fiktion auf-
recht erhalten werden sollte, als handle es sich um Bagatelle Pav., der
schon seit Oktober 1914 in deutscher Hand war.
Ruhm und Ehre der Argonnentruppen konnten derartige Ver-
drehungen der Wahrheit nicht beeinträchtigen. Dafür, daß der Fran-
zose sich am 30. Juni und 2. Juli mit anerkennenswerter, stellenweise
sogar heroischer Tapferkeit geschlagen hatte, sprachen auch die Verluste
der Angriffstruppen. Die 27. Jnf.Div. hatte vom 30. Juni bis 3. Juli
32 Offiziere und 1167 Mann, darunter 1 Offizier und 26 Mann Vermißte,