Volltext: Argonnen [18] (Band 18/1927)

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Die Argonnen 1814 und 1870. 
preußischen Hauptarmee über Grandpro, während eine hessische Armee- 
Abteilung östlich der Argonnen sich nicht in den Wald hineinwagte, so 
daß die Pässe bei les Jslettes und le Four de Paris in französischer 
Hand blieben und Dumouriez in seinem Rücken gedeckt wurde. Am 
20. September kam es zu der berühmten vierzehnstündigen Kanonade 
von Valmy, bei der, wie Goethe erzählt, auf beiden Seiten „etwa 
10 000 Granaten verschwendet wurden." Zu einem Angriff konnte sich 
derHerzogvonBraunfchweig nicht aufraffen, und so brach der 
Versuch, das legitime Königtum in Frankreich wieder herzustellen, zu- 
sammen. G o e t h e, der als Begleiter des Herzogs vonWeimar 
diese „Kampagne in Frankreich" mit erlebte, sprach am Abend die pro- 
phetischen Worte aus: „Von hier und heut geht eine neue Epoche der 
Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabeigewesen." 
Das traurige Ende dieses Feldzuges ist bekannt. Die Gefährdung 
der rückwärtigen Verbindungen, der bei Tag und Nacht strömende 
Regen, der die Wege in der Champagne und den Argonnen unpassierbar 
machte, sowie der Mangel an Ortschaften für die Unterkunft der Truppen 
veranlaßten den Herzog von Braunschweig zum Rückzug. Am 
7. Oktober überschritten die Verbündeten die rettende Maas bei Stenay, 
Dun und Sivry. 
Im Jahre 1814 gab das schnelle Vordringen der Verbündeten 
Napoleon I. keine Gelegenheit zu strategischer Ausnutzung der 
Argonnen. Nur Freischärlerkämpfe spielten sich im Walde ab, worauf 
vielleicht diese oder jene Ortsbezeichnung, wie Moulin de l'homme mort 
(Totemann-Mühle), la fille morte, zurückzuführen fein mag. 
Auch 1870 spielten die Argonnen keine ausschlaggebende Rolle. Bei 
dem Rechtsabmarsch der Maas- und 3. Armee auf Sedan am 28. August 
wurden zwar die Straße Triaucourt—les Jslettes—Vienne le ChÄteau 
und die Straße Neuvilly—Ste. Msnehould benutzt, aber ohne Störung 
durch den Feind. Dann wurden die Argonnen schnell Etappengebiet. 
Vom 2S. zum 30. September lag das Große Hauptquartier in Grandprö. 
In demselben Hause, in dem einst der leichtlebige, sorglose Dumouriez 
mit seinen nicht weniger lebensdurstigen Revolutionsoffizieren rauschende 
Feste gefeiert hatte, wohnten jetzt der ehrwürdige alte König 
Wilhelm I. und der große Schlachtendenker Moltke. Wandel der 
Zeiten I 
Dann versank der Argonnerwald wieder in seine majestätische Ruhe. 
Vierundvierzig Friedensjahre gingen über ihn hin. In seinem Innern 
ertönte nur die Axt des Holzfällers, das Hämmern des Spechts, der
	        
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