Der Argonnerwald und seine Geschichte.
^7'V ie halbverwehter Glockenton klingt heute der Name „A r -
Jllgonne n", der einst die Welt aufhorchen ließ. Aber für die
hunderttausend deutschen Männer, die dort fast vier Jahre
lang gekämpft haben, klingt bei diesem Wort noch ein Unterton mit: denn
der Wald ist ihnen einmal Jahre hindurch Heimat gewesen. Gewiß
wurde dort ein erbitterter Kampf geführt, nicht nur gegen einen ver-
schlagenen, haßerfüllten Feind, sondern auch gegen die Tücken des
Waldes, und viel gutes deutsches Blut ist dort in den Boden gesickert,
viele Tränen sind daheim von deutschen Müttern und Frauen geweint
beim Klange dieses Namens. Unzählige Friedhöfe und Einzelgräber
bergen die Überreste jener Helden, die in den Klüften und Schluchten des
unheimlichen Waldes sterben mußten, auf daß Deutschland lebe. Mancher
vermoderte als „unbekannter Soldat" im finstern Dickicht, mancher fand
ein grausiges Grab im verschütteten Stollen oder Unterstand. Düstere
Totenklage rauscht durch die Wipfel des Argonnenwaldes!
Aber sind es allein die Toten, die unser Herz nicht vergessen kann,
wenn in uns Mitkämpfern plötzlich im Getriebe des Alltags oder viel-
leicht in den Träumen der Nacht die Erinnerung an die Argonnen wieder
auftaucht? Ganz gewiß ist der Boden, in dem die Gebeine unserer Käme-
raden ruhen, heiliger Boden, aber trifft das nach dem Weltkriege nicht
beinah für >den halben Erdball zu? Oder war es das innere Erleben, das
in uns jenes Heimatsgefühl erweckte? Aber erlebt haben wir ja auch
auf anderen Kriegsschauplätzen Großes! Warum sind uns gerade die
Argonnen so ans Herzen gewachsen?
Einmal: wir haben sie Schritt für Schritt in monatelangem, heißem
Ringen erobert und haben sie fast vier Jahre lang zäh gehalten. Ein