Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

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die reitende Abteilung des Feldartillerie-Regimentes 15 den Befehl, auf- 
zufahren und die Division von dem lästigen Feinde zu befreien. 
Gesagt, getan. Eine Anhöhe, gekrönt von drei riesigen Getreide- 
schobern, lud zum Instellunggehen ein. Im Handumdrehen besetzten die 
Beobachter mit ihren Scherenfernrohren die Schober, die Geschütze 
wurden eingerichtet, und ohne daß einer daran dachte, sich ein wenig 
einzubuddeln, begann die fröhliche Arbeit. Ziel: die in hellen Haufen 
zwischen Loos und Hulluch zurückflutenden Franzmänner und einige 
am Rande dieser Dörfer erkennbare feindliche Batterieen. 
Bald entspann sich ein regelrechtes Duell mit einer französischen 
Batterie, deren guten Beobachtern die Urheber dieses überraschenden 
Granaten- und Schrapnellsegens nicht verborgen blieben. 
Andere feindliche Batterien wollten unbedingt mit von der Partie 
sein, und die deutsche Abteilung hielt es mit dem ritterlichen Grund- 
satze: viel Feind, viel Ehr. Ehe aber eine Stunde vergangen, empfand 
sie bereits schmerzlich die Blößen ihrer wacker erwählten Feuerstellung. 
Doch alles dies war noch erträglich, bis plötzlich aus einer vorher 
nicht erkannten feindlichen Batteriestellung in der linken Flanke, zwei- 
bis dreitausend Meter nur entfernt, sich ein neuer Segen ergoß. 
Was war das? Turmhoch wirbelte Heu und Stroh und Holz aus 
einem der Schober . . . Dämpfe begannen zu weben, Flämmchen zu 
glimmen. Und nun stand bereits die ganze, ausgedörrte Herrlichkeit 
lichterloh in Flammen, dem Gegner ein willkommenes Fanal, ein 
jubelnder Ansporn. 
Die Artilleristen, ihre Pferde hinter dem Schober haltend, ver- 
dufteten schleunigst mit den aufgeregten Tieren hinter ein nahes Gehöft. 
Die armen Beobachter, oben auf den Schober geklettert, waren bös 
durcheinandergeworfen, zum Teil verbrannt, zum Teil verwundet. Die 
überlebenden mühten sich verzweifelt, die Verwundeten aus den 
Flammen zu retten und schafften sie nach dem Gehöft hinüber, das 
prasselnde Granatfeuer furchtlos durcheilend. Kaum aber waren sie in 
das Gehöft geschlüpft, da erhob sich ein infernalisches Krachen zu ihren 
Häupten . . . zwei, drei Granaten fuhren fast gleichzeitig in das Ge- 
mäuer, Staub, Steine, Mörtel und Erde emporwirbelnd. Eine Hand- 
voll Husaren, mit den pferdehaltenden Artilleristen an die Hofwand ge- 
klemmt, wurde grausam mitsamt ihren Tieren zu Boden geschleudert, 
einen wirren Klumpen bildend. Die hilflosen Verwundeten im Innern 
der Mauern schrieen erbärmlich.
	        
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