Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

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seine schwere Artillerie stets hübsch sorgfältig hinter einem kräftigen und 
weit in die Tiefe gedehnten Schleier aus Infanterie, Kavallerie, Pio- 
nieren und sonstigen unwillkommenen Schießsachverständigen zu bergen 
pflegt ... so konnte also nach Adam Riese die Entfernung zwischen 
diesem unfreundlichen, penetrant riechenden Erdloche und den Nachhut- 
spitzen des bösen Feindes nicht gerade eben weit fein. Vielleicht . . . 
wie wäre es . . . dort drüben hinter jenen Häusern, die, den Nebel 
nicht gerechnet, ein geradezu köstliches und unbezahlbares Schuß- 
feld über diese Wiesenmulden gestatten müssen? Vielleicht . . . 
warum auch nicht . . . hinter jenen Heckenreihen, die als eine ver- 
schwommene Wand, hübsch rechts und links der Straße aufgebaut wie 
Kinderspielzeug, einladend sich strecken? Vielleicht . - . fataler Ge- 
danke! . . . war man, ein wenig voreilig und entgegen den fach- 
männischen Regeln, dem Nebel allzu vertrauend, schon über die vorderen 
Sicherungen des Gegners, rechts und links abseits der Straße mit 
Maschinengewehren und anderen Lieblichkeiten dieses absonderlichen 
Herbstes verborgen, hinausgetrabt in sorglosen Gesprächen... wie bitte? 
Der Herr Rittmeister wenigstens ließ ein Räuspern vernehmen, 
was sonst gar nicht seine Art war. Die Reiter, durch die Betrachtung 
eines so simplen Granatloches zu so merkwürdigen Vorstellungen ver¬ 
führt, fühlten sich ebenfalls nicht recht behaglich. Ein paar Minuten später 
trabten Patrouillen nach vorn, nach rechts und nach links, indessen die 
Eskadron den Sätteln entstieg, den Pferden die Gurte lockerte und sich 
die Klöbchen anzubrennen begann- 
☆ 
Aber das war immer noch nicht alles, was der Nebel an diesem 
Oktobermorgen zu verbergen hatte. 
Wo die Eisenbahn zwischen Lens und Douai die Straße kreuzt, von 
der eben die Rede war, beginnt sie einen weiten, nach Nordosten aus- 
ladenden Bogen zu beschreiben, der sich dicht an das Dörflein Beaumont, 
zu deutsch Schöneberg, heranschiebt. Erst hinter diesem Dorfe wendet sie 
sich abermals nach Süden, um sich bei Brebiöres mit der Linie zu ver- 
einigen, die, von der alten Feste Arras aus Südwesten herankommend, 
nach Douai hineinstrebt. Nach Douai, dem Meere von Fabrikschornsteinen 
und Zechenanlagen, einstmals, ein Schmuckstück der Scarpeniederung, 
heute ein elendes, verhuntztes, verschmutztes Opfer der neuen Zeit, der 
seelenlosen.
	        
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