Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

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Aber auch der Gegner tappt umher ohne allzu große Entschluß- 
kraft. Er gewährt den geringen Abwehrkräften Zeit, sich zu entwickeln 
und sich zur Geltung zu bringen. Wo eine winzige Gruppe von drei 
oder vier Kerls mit Messern und Spaten sich wehrt, vermutet er eine 
ganze Festung, die man belagern muß. Wo eine halbverschüttete Graben- 
befatzung niedergemacht ist, beginnt er sich erst wieder zu ordnen und 
zu entwickeln. Er traut dem Frieden nicht, er ist angekränkelt voin 
Stellungskriegs der Sinn und Verständnis für Entfernungen und Durch- 
stoßmöglichkeiten beeinträchtigt, der die beschwingte Phantasie des An- 
griffsgeistes lähmt . . . 
☆ 
Die Bilanz der ersten halben Stunde ist bei der 28. Infanterie- 
divifion nicht allzu ungünstig. Sämtliche Regimenter haben die vordere 
Linie in großen Zügen gehalten. Leibgrenadierregiment 109 hält nach 
wie vor seine Stellungen zwischen Earency und Ablain. Beide Orte 
sind in deutscher Hand, wenn auch schwer umkämpft. Grenadierregi- 
ment 110 liegt zwischen Ablain und der Kapelle. Schlecht sieht es auf 
seinem rechten Flügel aus, wo Infanterieregiment III anschließt. Hier 
ist der Gegner an einigen Stellen eingedrungen und hat seinen Vorteil 
nach links und rechts verbreitern können. Bald erscheinen französische 
Angriffsgruppen am Rande der Schlammulde. Es ist also kein Zweifel 
mehr, daß die eigentliche Kapellenstellung sich in feindlicher Hand be- 
findet, auch der Raum, auf dem ehemals Notre Dame gestanden . . . 
Die 3. Kompagnie Inf-Regts. 111 geht spornstreichs gegen -den in die 
Schlammulde eindringenden Feind vor und jagt ihn, von Pionieren 
unterstützt, wieder zurück bis in -die Kapellenstellung. Aber dort beißt er 
sich fest. Der frühere Standort der Kapelle ist wieder in deutscher Hand. 
Die 6. Kompagnie wird in erbittertem Nahkampf fast aufgerieben. 
Die 8. Kompagnie ist dadurch abgeschnitten, daß die 6. überrannt und 
vernichtet ist, und wehrt sich verzweifelt nach zwei Seiten. Der Rest 
der Kompagnie vermag sich durchzuschlagen und sich mit der 2. zu ver- 
einigen. 2., 3., 3. und 8. Kompagnie halten jetzt den Westrand der 
Schlammulde, nach rechts und links ohne Anschluß und jeden Augenblick 
in Gefahr, in die Mulde hinabgetrieben und vernichtet zu werden. 
Das rechts an Jnf.Regt. III anschließende Füs.Regt. 40,rechter 
Flügel der Division, hat seine alte Linie ungefähr halten können. 
Es ist bemüht, durch Handgranatenvorstöße -die verlorengegangene 
Verbindung mit Jnf.Regt. III wieder herzustellen.
	        
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