Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

I. 
Srühmorgens, wenn die Herbstnebel Wälder, Wiesen und Hecken mit 
grauen Schleiern umweben, sagen die Füchse einander, mißmutig 
über die kärgliche Ausbeute des nächtlichen Streifzuges, auf Wieder- 
sehen und verkriechen sich knurrend in ihre Löcher. Die Bäume, von 
deren Zweigen das feuchte Gerinnsel des Nebels leise herabtropft, frösteln 
und schauen sich hilflos an, eine schwache Hoffnung auf die Wiederkehr 
der Sonne in ihren Ästen wiegend. Kaninchen, mit sicherem Instinkt 
den Abzug der Füchse witternd, schlagen ein paar Purzelbäume, 
schnuppern ein wenig in den Feldern herum und ziehen die Nasenspitzen 
kraus, während die Nässe in ihren Schnurrbärten Perlen erglitzern läßt. 
Schließlich seufzen sie, untröstlich, daß man die Felder bereits ab- 
geerntet und allen Reichtum der Natur in die Scheuern verschleppt, wo 
geizige Hofhunde, verständnislos gegenüber dem Hunger des Feld- 
getiers, zum Nutzen des Nimmersatten Menschengeschlechtes darüber 
wachen. Die Vögel haben die Lust am Tirilieren verloren, weil irgend 
etwas ihnen in der Kehle sitzt. Selbst die Spatzen, ansonsten schon einen 
Ausflug aus dem Gemäuer der Stadt wagend, bleiben daheim, den ge- 
ringen Gewinn der Gossen und Dachrinnen dem trostlosen Flug an die 
Waldränder vorziehend. 
Irgend etwas muß sich in diesem öden Nebel verbergen. Irgend- 
ein Feindliches, Unheimliches, Ungewohntes steht mit der lauernden 
Lautlosigkeit dieses verhüllten Morgens im Bunde. Denn auch die 
Bauern bleiben aus, die sonst polternd und peitschenknallend ihre zwei-
	        
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