Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

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gebrochen aus den Gräben gegenüber der verwüsteten Stellung. Die 
vordersten Gräben (vielmehr der Geländestrich, in dem sie bisher ver- 
kaufen!) sind verlorengegangen, denn es waren keine anderen Abwehr- 
mittel mehr darin außer ein paar Musketierfäusten. Einige Unterstände, 
die noch nicht eingeschossen, sind überrumpelt worden. Die Besatzung 
ist niedergemacht, und selbst die Toten noch hat man ihrer Habselig- 
keiten beraubt. 
Dann hat ein Gegenangriff eingesetzt, und der größte Teil des 
verlorenen Geländes ist wiodergenommen worden. Die Unterstände 
werden von den ausgeplünderten Toten geräumt und die Lebendigen 
halten wieder Einzug. Die gefallenen Alpenjäger und Schwarzen 
werden irgendwo in die Trichter geschleppt, soweit sie von ihren zurück- 
getriebenen Genossen nicht mitgenommen wurden. Die Musketiere ver- 
teilen sich wieder über das Feld, und es ist eigentlich keine Veränderung 
eingetreten, als daß nun wieder einige Kompagnien weniger in der 
Bereitschaft und einige Gruppen mehr im Jenseits versammelt sind . . . 
Der Gegner hat, das ist allen Stäben klar, einen derben Versuch 
unternommen, um sich zu erkundigen, welche Wirkung sein tagelanges 
Trommelfeuer getan. Er hat einmal feststellen wollen, wie die deutschen 
Gräben aussehen und ob überhaupt noch lebendiges Fleisch sich in ihnen 
aufhält. Er wird enttäuscht sein, daß immerhin noch genügend Kräfte 
vorhanden, um ihm das schon Genommene wieder zu entreißen, und 
er wird in der Nacht also seine Anstrengungen vermehren, um vielleicht 
am kommenden Morgen, vielleicht auch erst einen Tag später, je nach 
den Munitionsvorräten, über die er noch verfügt, Ernst zu machen. 
Die Deutschen, durch diese plötzliche Episode von geringer Bodeu- 
tung aus der furchtbaren Apathie der vergangenen Tage aufgeschreckt, 
beginnen sich auf den Augenblick des Angriffs einzustellen ... 
So geht es in die Nacht. Und diese Nacht bringt eine gewaltige 
Steigerung, vor der alles Vorangegangene erblaßt . . . 
Dieser kochende Feuerkessel dort unten muß Ablain sein. Zu hören 
ist nichts, denn das Gebrüll hier oben verschlingt alles mit seiner Ge- 
fräßigkeit. Aber sehen kann man den scheußlichen Funken- und Flammen- 
tanz, der einen wüsten Ringelreihen um das tote Dorf herum aufführt 
und immer wieder in schaurigem Wechsel quer hindurchjagt von einem 
Ende zum andern. Die lohenden Schwestern, aus gierigen Zungen 
leckend und sich die Hüften mit zuckenden Flammenfingern streichend,
	        
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