Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

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einander gibt, wenn zwei Divisionen ihren Weg kreuzen. Sie werden 
immer wieder, vor dem Essen und nach dem Essen, vor den weit aus- 
gebreiteten Karten mit den zahllosen an Stecknadelköpfen befestigten 
Fähnchen stehen und ihre Meinungen miteinander austauschen. Sie 
werden den Kommandierenden Vortrag halten und die Stirne runzeln^ 
wenn auch nur eine einzige Kompagnie zur befohlenen Zeit nicht am 
befohlenen Orte ist. Sie werden abends lange beieinander sitzen und 
von der Zukunft sprechen, die sich draußen durch ein dumpfes Vibrieren 
in der Nachtluft verkündet. Es wird ihnen fein wie am Vorabend eines 
ungeheuren Festes. Und wenn dies feierliche Gefühl sie übermannt, so 
werden sie hinausgehen in die Dunkelheit, einen Turm besteigen und 
mit weitgeöffneten Augen das schillernde Bild dieser lichtüberzuckten, 
sprühverkrampften Nacht in sich aufnehmen . . . 
Polterabend . . . morgen wird Bluthochzeit sein bei Notre Dame 
de Lorette . . . 
☆ 
Ist es so weit? 
Nein, es ist immer noch nicht so weit. 
Inzwischen hatte das Gren.Negt. 110 das Ref.Jnf.Regt. 40 wieder 
abgelöst. Das II. Bataillon übernahm die Stellung auf der Loretto- 
höhe, mit drei Kompagnien in vorderer Linie, eine in Vereitschaft da- 
hinter. Das I. Bataillon richtete sich im Abschnitt Ablain ein, während 
das IH. in Reserve blieb. 
Am achten Mai, nachmittags Punkt sechs Uhr . . . die Tage sind 
jetzt beinahe schon sommerlich lang, und der Abend verzögert seine AN- 
kunst immer mehr . . . entspringt ein irrsinniger Feuerwirbel rechts 
der Kapellenstellung, gerade auf der Grenze zwischen dem Infanterie- 
regiment 112 und dem Füsilierregiment 40. Das dauert vielleicht eine 
Viertelstunde an. Dann vernimmt man das verworrene Bellen der 
Maschinengewehre, das Schmettern der Handgranaten und das Tacken 
einzelner Gewehrschüsse. Wer noch in der Lage dazu ist in den Nachbar- 
abschnitten und im Bereitschastsgelände, spitzt die Ohren und lauscht 
dieser abgerissenen Staccatomusik, die immer wieder untergeht in dem 
gigantischen Orchesterkonzert des Granatfeuers. Nach einer halben 
Stunde ist auch diese Episode vorüber, ohne daß sie Größeres auslöst. 
Uberall wieder breitet sich in rasender Monotonie der Vorhang des 
Trommelfeuers. . . 
Was ist los gewesen? Die Fachleute haben es sich gleich gedacht. 
Nicht allzuviel. Französische Alpenjäger und Schwarze sind heraus--
	        
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