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Der zwölfte März ertrank in einem unendlichen Regen, der bis in
die Nacht zum dreizehnten sich fortsetzte. Schmutzige Bäche rannen von
der Höhe herab und ergossen sich durch die Straßen von Ablain. Wen
ein Befehl nicht zwang, der blieb fein geborgen im Unterstand. Freilich
oben im Vorfeld der Kanzelstellung gab es so etwas nicht. Bis aus die
Haut durchnäßt kauerten die Posten in ihren Trichtern und betrachteten
stumpfsinnig das millionenfache, märchenhafte Elitzern, das jeder Ein-
schlag einer Granate und jedes Aufflammen eines zerplatzenden
Schrapnells in Dunkelheit und Regen zauberisch hervorriefen.
Hinter den Vorposten im Trichterfeld war die Besatzung der
Kanzelstellung, das I. Bataillon Gren-Regts. 110, damit beschäftigt, den
Graben zu vertiefen und die Schäden der Tagesbeschießung auszu-
bessern. Bei Gott, weder eine angenehme noch eine leichte Beschäftigung!
Die zähe Lette des Bodens klebte an den Spaten fest, und die Stiefel
versanken im Schlamm. Der Geruch der zahlreich umherliegenden
Leichen zog süßlich und Übelkeit erregend über das Trichterfeld. Oft
stießen die Spaten auf Uniformfetzen. Behutsam wurde dann der Boden
rings um den Ärmsten gelockert, bis man ihn schließlich seitwärts in
einem Trichterloch notdürftig begrub. Totengräberarbeit auf einem
stürmischen Kirchhof. Die Toten noch müssen, den Lebenden zum Nutzen,
ihre Ruhe verlassen und die Gräber wechseln.
Jedesmal wenn dann eine Leuchtkugel drüben, höchstens hundert
Meter entfernt, mit leisem Knall emporfuhr, erstarrte jede Bewegung
der Grabenden, und niemand hätte dann die Lebendigen von den Toten
unterscheiden können.
☆
Am dreizehnten März war wenigstens das Wetter wieder gut.
Um die Nachmittagsstunden lag ein schweres französisches Artillerie-
feuer auf dem Dorf Ablain, von der Höhe herab einen gewaltigen An-
blick bietend.
Das rauschte durch die Luft auf unsichtbaren Bögen und senkte sich
in steiler Abwärtsfahrt auf das ohnmächtige Dörflein herab. Das quoll
in dichten Staubwolken, untermischt mit dem rötlichen Sand der zer-
schlagenen Ziegelsteine, aus den Häufertrümmern hervor und verwob
sich zu einem mißfarbenen Schleier. Das knirschte und barst dort unten
wie in einem schwärenden Riesenkessel voll giftiger Stoffe. Das er-
schüttelte jedesmal die ganze Luft bis hier oben hinauf und lief in
bebenden Wellen durch die Erde.