Volltext: Der letzte deutsche Angriff [34] (Band 34/1930)

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Der Angriffsentschluß. 
sich jetzt dort insgesamt ungefähr 20 befanden. Damit war die über- 
legenheit, welche die Deutschen im März 1918 der Divisionszahl nach an 
der Westfront besessen hatten, bereits ausgeglichen: von jetzt ab 
mußte sich das Kräfteverhältnis dort von Monat zu Monat in 
steigendem Umfang zuungunsten der Deutschen verschieben. Waren auch 
die amerikanischen Divisionen im Hinblick aus ihre mangelnde Kriegs- 
erfahrung noch nicht als vollwertig anzusprechen, — rein zahlenmäßig 
waren sie mit ihren zwölf starken Bataillonen den deutschen Divisionen, 
die nur noch aus neun Bataillonen mit wesentlich geringerer Kopfstärke 
bestanden, erheblich überlegen I — so konnten sie doch in weitem Umfange 
französische und englische Verbände an ruhigen Frontabschnitten frei 
machen. Die Entente muhte daher schon verhältnismäßig bald über eine 
große Zahl kampfkräftiger Reserven verfügen, die sie ihrerseits, unter- 
stützt durch das ihr zu Gebote stehende ungeheure Material, zu ent- 
scheidenden Stößen ansetzen würde. Dem deutschen Heer standen dann 
Wiederholungen jener gewaltigen Materialschlachten von 1916 und 1917 
bevor, denen es — hier führte die Betrachtung der O.H.L. wieder zu 
ihrem Ausgangspunkt zurück — nicht mehr unbedingt gewachsen war. 
Von besonderer Bedeutung für die Frage der Fortführung der 
Operationen war schließlich die Läge, die sich aus der Mai/Iuni-Offen- 
five*) ergeben hatte. Der „Blücher"—„Görz"-Angriff, dem das „Uork"- 
und „Gneifenau"-Unternehmen gefolgt waren, hatte wohl glänzende 
taktische Erfolge gebracht, eine Wirkung auf die Gesamtlage an der 
Westfront war ihm aber versagt geblieben. Zu einem wirklichen Durch- 
bruch durch die feindliche Front, geschweige denn zu deren Aufrollen 
nach den Seiten hin, war es nicht gekommen. Aber auch die Hoffnung, 
durch diese Offensive eine so starke Entlastung der deutschen Front in 
Flandern (Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht) zu erreichen, daß dort 
der feit langem geplante, entscheidungsuchende Angriff trotz der 
schwierigen taktischen Verhältnisse Aussicht auf Erfolg haben mußte, war 
nicht oder doch jedenfalls nur teilweise in Erfüllung gegangen; die 
Heeresleitung der Entente hatte nur einige der in Flandern stehenden 
französischen Divisionen an die Angriffsfront zwischen Royon und Reims 
gezogen, eine grundlegende Änderung der Stärkeverhältnisse war vor 
der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht nicht eingetreten. Statt dessen 
*)Vgl, die Bände 32 und 33 der Schriftfolge „Schlachten des Weltkrieges" 
(„Deutsche Siege 1918" und „Wachsende Schwierigkeiten").
	        
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