Volltext: Die Tankschlacht bei Cambrai [31] (Band 31/1929)

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vortreffliche Verteidigungsanlagen mit gutem Schußfeld und sicheren 
Unterständen eingebaut. Etwa 2—300 m hinter dem ersten lief der 
zweite Kampfgraben (K. 2) entlang, sein Ausbau war dem des ersten 
ähnlich, auch vor ihm befand sich ein tiefes Drahthindernis. Viele 
Verbindungswege stellten den gedeckten Verkehr zwischen diesen beiden 
Gräben sicher, einzelne von ihnen führten auch bis zur Vorpostenlinie vor. 
Den rückwärtigen Abschluß dieser befestigten Zone sollte die erst zum 
Teil ausgebaute Zwifchen-Stellung bilden. Ein natürlicher Schutz für 
Cambrai, wenigstens im Süden, bedeutete fernerhin die Scheide und 
der breite Schelde-Kanal. 
Die an der Front liegenden Orte wie Moeuvres, Havrincourt, 
Ribscourt und Vanteux waren im Laufe des Stellungskampfes fast 
vollständig zerschossen. In Fontaine-Notre-Dame, Cantaing, auch in 
Masnisres und Crsvecoeur gingen die Zivilbewohner dagegen noch un- 
gestört ihrer Beschäftigung nach. Der Stadt Cambrai gab nur der deutsche 
Soldat ein anderes Gepräge, und wenn nicht ab und zu feindliche 
Flieger ihre, die Nachtruhe raubenden Grüße geschickt hätten, so wäre 
dort vom Kriege nicht viel zu merken gewesen. Der Engländer 
beschoß die Stadt nicht, obwohl sie durchaus in dem Feuerbereich seiner 
schweren Flachseuer-Batterien lag. 
An dieser „stillen Front bei Cambrai" fanden deutsche Divisionen 
Verwendung, die harte, verlustreiche Abwehrkämpse auf flanderifchem 
Boden hinter sich hatten. Hier sollten sie sich für neue Aufgaben stärken 
und den eingestellten Ersatz ausbilden. Nicht mit Unrecht hatte die 
Frontsoldatensprache den Ausdruck „Sanatorium für Flandern" als 
besondere Kennzeichnung für diesen Teil der Westfront erfunden. Da die 
Gefechtstätigkeit äußerst gering und die vorderen Gräben gut aus- 
gebaut waren, wurden den Regimentern stets breite Verteidigungs- 
abschnitte zugewiesen. Freilich forderte die Instandhaltung des vordersten, 
sehr verzweigten Stellungssystems starke Arbeitsleistungen. Auch sonst 
hatte der Aufenthalt an der „ruhigen Front" nur weniges von einem 
„Erholungsheim" an sich. Den Kompagnien wie den Batterien war 
kaum Zeit zur Erholung und für eine gründliche Ausbildung 
gelassen. Zahlreiche Kommandos mußten gestellt werden. Kurse zur 
Vertiefung der Kenntnis der einzelnen Waffen, zur Vervollkommnung 
der Spezialdienstzweige fanden statt. „Papierkrieg" nannten die Front- 
kämpfer eine weitere Belastung, in den nicht nur die Stäbs unter- 
einander verwickelt waren, sondern der sich auch bei den Truppen 
auswirkte. Da kamen Befehle über Befehle, die „Termine" häuften sich.
	        
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