Volltext: Die Tankschlacht bei Cambrai [31] (Band 31/1929)

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wird von den Engländern benutzt, um „sich in dem gewonnenen Ge- 
lande einzurichten, gewisse Ablösungen vorzunehmen und anderen 
Truppen die sehr benötigte Ruhe zu gewähren". 
Über seine Reserven gibt H a i g keine nähere Auskunft, außer daß 
ihm am 21.11. zwei Divisionen, die eigentlich nach Italien geschickt 
werden sollten, zur Verfügung gestellt werden. Aus anderen Quellen 
wissen wir, daß bei Beginn der Schlacht drei Divisionen bereitstanden. 
Ferner befand sich das starke französische Detachement D e g o u t t e 
bei Peronne: es erhielt aber keinen Befehl zum Eingreifen*). 
Es hat den Anschein, als ob die Erwägungen und die Erörterungen 
über den erschöpften Zustand der Truppe am Abend des 21. nur dazu 
dienen, um den tatsächlichen Grund des Mißerfolges — der in völliger 
Verkennung der günstigen englischen Lage zu suchen ist, zu verschleiern. 
Gegen Schluß seines Berichts schreibt H a i g auch selbst: „Ich bin der 
Meinung, daß wir am 20. und 21. November nahe daran waren, einen 
hinreichend großen Erfolg zu erzielen, um die Verwirklichung unseres 
vollen Programms zu ermöglichen**)." Mit voller Berechtigung klei- 
det daher Koeltz (La Bataille de France) sein Urteil in die Worte: 
„Wären sie (die Engländer) kühner und gewandter gewesen, hätten 
sie ihre Reserven näher herangezogen, dann wäre es ihnen möglich ge- 
wesen, mit ihrer Kavallerie durchzubrechen und in den Rücken der 
deutschen Front zu stoßen, die hier von Reserven entblößt war." 
Die Ereignisse des 21. November hatten dem englischen Führer be- 
wiesen, daß seine mit den größten Erwartungen begonnene Operation 
gescheitert war. Nun galt es aus dieser Lage herauszukommen, ein Ent- 
schluß mußte schleunigst gefaßt werden. Nach seinem Bericht findet ihn 
S)et i g in der Fortsetzung des Angriffs auf die Höhen von Bourlon 
und hofft durch ihre Eroberung, den Gegner zur „Räumung seines sorg- 
fältig angelegten Grabennetzes nördlich davon zu zwingen". 
Ruhten auch in den folgenden Tagen die Kämpfe südlich Cambrai 
nicht, so lagen die Brennpunkte der Tankschlacht von jetzt ab doch nord- 
westlich der Bapaumer-Straße. 
*)In dem Mangel einer „großen General-Reserve" sieht der Verfasser 
des Artikels „Cambrai" in „The Encyclopaedia Britannica" die „fundamentale 
Schwäche des Plans". 
**) über Beurteilung des engl. Berichts vergl. Wright, P, Wie es wirklich 
im Obersten Kriegsrat der Alliierten war! München 22, S. 36 ff.: dort auch die 
Angabe, daß die Führung die günstige Lage nicht auszunutzen verstand.
	        
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