Volltext: Gorlice [30] (Band 30/1930)

Die Kräftebemessung. 
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Kampfverbände zum Einsatz oder zur Auslösung eingesetzter Heeres- 
teile bereit sein konnten. Dies war erst im April der Fall. 
Am 10. April beschloß General v. Falkenhayn, als Vorbereitung für 
das Eingreifen im Osten, das X. und X. Res.K. aus der westlichen 
Kampffront herauszuziehen. In seinem dem General v. Cramon über- 
sandten Vorschlag für den Durchbruch bei Gorlice hatte General v.Falken- 
Hayn vier deutsche Armeekorps für ausreichend angesehen. Auch Gene- 
ral v. Cramon war der Ansicht, diese deutschen Kräfte, unterstützt durch 
österr.ung. Truppen, würden ausreichen, „da die Russen in der Linie 
Gorlice—Tarnow nur über etwa 56 MV Mann (außer Reichswehr*)) 
verfügen, während die österreichischen Kräfte sich auf etwa 60 Ml) Mann 
und 10000 Mann Landsturm bezisfern". Diese Kräftebemessung 
behielt General v. Falkenhayn auch bei, als er am 13. April dem Gene- 
ral v. Conrad seinen Plan zum Durchbruch mit einer „Armee von wenig- 
stens acht deutschen Divisionen" entwickelte. 
General v. Conrad hielt diese Kräftebemessung nicht unbedingt 
für ausreichend, denn in seiner sonst zustimmenden Antwort betonte er: 
„Möglichst großer Kräfteeinsatz ist notwendig, um Erfolg zu verbürgen." 
Diese Mahnung und Bitte hat der General v. Conrad mündlich und 
schriftlich noch mehrfach wiederholt. In einem Schreiben, in dem Gene- 
ral v. Conrad seiner Genugtuung Ausdruck gab, daß das deutsche 
X. Armeekorps als zweite Staffel zur 11. Armee befördert würde, hieß 
es: „Hierzu find, wie ich schon letzthin in Berlin darlegte, angesichts der 
starken russischen Stellungen namhafte Kräfte erforderlich, welche der 
11. Armee unmittelbar folgen und ihren Erfolg durch kräftiges Nach- 
stoßen erweitern und vervollständigen müßten. Ich wiederhole daher 
mein in Berlin mündlich gestelltes und begründetes Ersuchen, dem 
X. A.K., wenn nur irgend möglich, ein weiteres deutsches Korps zu zwei 
Divisionen folgen zu lassen." Auch Oberst G r o e n e r hielt die vorge- 
sehenen Kräfte nicht für ausreichend, um die nötige Breite und Tiefe des 
operativen Durchbruchs zu gewährleisten. Er hatte bei der Bearbeitung der 
Transporte vorgeschlagen, noch das bereitstehende X. Res.K. der 11. Armee 
zuzuleiten. Zu einer noch weitergehenden Entblößung der Westfront aber 
hatte sich General v. Falkenhayn nicht entschließen können. Er erwartete 
einen sofortigen Angriff der Franzosen und Engländer, sobald sie von 
der Überführung erheblicher Kräfte vom Westen zum Osten Kenntnis er- 
halten hatten. Diesen Angriff wollte er zunächst mit Sicherheit abwehren. 
*) Entspricht dem deutschen Landsturm.
	        
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