Volltext: Gorlice [30] (Band 30/1930)

Der Zamczysko erstürmt. 
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Schon beginnt sich das Dunkel auf die müden Kämpfer hüben und 
drüben herabzusenken. Da bricht um 7'° abds. das Regiment, das bisher 
schon die Hauptlast des Kampfes hatte tragen müssen, noch einmal zum 
Angriff vor. Alles hastet und jagt über den Sattel hinweg, aus den 
Schluchten hervor, an Baum und Busch empor sich reißend, die Steil- 
hänge hinan. „Näher und näher schieben wir uns, das faltige Gelände 
ausnutzend, heran, und bei Einbruch der Dunkelheit erfolgt mit Hurra 
und Hornruf der Sturm auf die Höhe," schreibt Lt. Tutschek (l./bayer. 
Jns.Rgt. 3), der trotz Verwundung den Sturm noch mitgemacht hatte. 
Solchem ungestümen Bajonettangriff hielt der erschütterte Feind nicht 
noch einmal stand. Durch wilde Flucht in den Wald entzog er sich dem 
Zugriff. Sechs Geschütze fielen dem Halbbtln. v. Puttkamer in die Hand. 
Ein Hurra brauste durch den Hochwald und kündete der Front den end- 
gültigen Sieg des Tages. Der kühne Entschluß des Obstlts. Frhr. v. Sten¬ 
gel, auch diesen Angriff noch heute zu wagen, hatte sich bewährt. Fast 
ohne Verluste war es geglückt, die Höhe zu nehmen. Und damit war 
der ganze Wald gewonnen, zu dessen Ostrand sofort durchgestoßen wurde. 
Damit war aber auch die Höhenstellung gefallen, die das morgige Vor- 
marfchgelände völlig beherrscht hätte. Auch die beiden anderen Regi- 
menter der 11. bayer. Jnf.Div. schoben sich am Abend in die befohlene 
Linie vor. Der Nordflügel blieb auf 501 zurückgebogen, da der öfterr.- 
ung. Anschlußflügel noch zurück war. 
Die von der Division gebrachten Blutopfer waren, namentlich bei 
dem 3. Rgt., groß. Groß war aber auch der Gewinn. Das Rückgrat der 
starken russischen Gebirgsfront südlich der Ropa war zerschlagen, als ihr 
Wahrzeichen, der Zamczysko, fiel. 
Bei der 119. I n f.D i v. war der Angriff des Genmaj. v. S u t e r 
im Berggelände östlich Gorlice noch am Abend weitergeführt worden. 
Versprengte Teile des Feindes ergaben sich. Im übrigen wich aber der 
Russe nach Nordosten aus. 
Genmaj. v. Suter sollte unter Festhalten der Höhe 346 gegenüber 
Gorlice dem Feind noch bis H. H. Urwisko nachstoßen. Hiermit wurde 
das Jnf.Rgt. 58 betraut. Bei Höhe 346 blieb das Halbbtln. v. Chorus 
{YiIII./Ref.Jnf.Rgt. 46) zurück. Auch II. und III./46 wurden als Reserve 
zurückgehalten, während sich I./46 nach rechts neben Jnf.Regt. 58 vor- 
schob. Der Feind schien sich um Kobylanka und auf dem Urwisko-Berg 
wieder setzen zu wollen. In dieser ungeklärten Lage, bei der völligen 
Dunkelheit und der starken Erschöpfung seiner durcheinandergeratenen 
Truppen sah Genmaj. v. Suter davon ab, das gesteckte Ziel noch heute
	        
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