Volltext: Die Verfolgung über den Tagliamento bis zum Piave [12B] (Band 12B Teil II. / 1926)

254 Die Notwendigkeit, stärkere Kräfte in das Gebirge zu schieben. 
(östlich Longarone) in einen Weg zusammen. Als Fortsetzung des süd¬ 
lichen konnte aber von Gebirgstruppen auch der Saumpfad benutzt 
werden, der sich von Barcis in südlicher Richtung um den Mt. Cavallo 
und Mt. Tremol herum nach dem Piave-Knie östlich Belluno hinzieht. 
Wenn auch diese Gebirgsstraßen alle nur ein langsameres Vorwärts- 
kommen gestatteten, als es in der Ebene möglich war, so durfte doch 
im zweiten Abschnitt der Verfolgungsoperationen der Verfolger nicht 
zögern, sich auch mit einem beträchtlichen Teile seiner Streitkräfte ins 
Gebirge hinein zu begeben. Denn nur so war es möglich, einigermaßen 
sicher und frühzeitig über den oberen Piave hinwegzukommen, um dann 
durch Vordringen auf dem Westufer abwärts auch die Verteidigung des 
Unterlaufes aus den Angeln zu heben. 
Hierdurch eröffnete sich zugleich auch die Aussicht, von der Flanke 
her dem von der Dolomitenfront zurückweichenden Feinde die Haupt- 
rückzugsstraße im oberen Piave-Tale zu verlegen, auf welche eine große 
Zahl italienischer Divisionen angewiesen war. Andererseits konnte aber 
nur die 14. Armee den Rückzug dieser Truppen in solch' entscheidender 
Weise gefährden, während die Armee v. K r o b a t i n (k. u. k. 10.) 
und die in Tirol stehenden Kräfte der Heeresgruppe Conrad sie nur 
frontal zurückzudrücken vermochten. 
Es wäre danach im ersten Stadium der Verfolgung vom Tag- 
liamento bis an die Meduna bei der Gruppe K r a u ß vielleicht nicht 
unbedingt nötig gewesen, die Deutsche Jäger-Division von der Brücke 
von Cornino aus so weit auf dem Wege über Anduins—S. Francesko— 
Tramonti ins Gebirge vorzutreiben; der vom Feinde geplante Flanken- 
angriff hätte wohl auch am südlichen Gebirgsrande rein defensiv ab- 
gewehrt werden können. Eine Seitenkolonne im Gebirge war hier noch 
nicht notwendig, ein schnelles Vordringen in der Ebene schnitt dem 
Feinde am sichersten den Weg ab. Man hätte damit auch die nicht 
unbeträchtlichen Verluste erspart, die durch den Angriff der Deutschen 
Jäger-Division auf starke Bergstellungen entstanden sind. Die nachträg- 
liche Änderung des Marschweges kam zu spät, um diesen Angriff 
noch zu verhindern, der allerdings auch weder in der Absicht, noch über-- 
Haupt im Sinne des Generals K r a u ß gelegen hatte. 
Anders lagen jedoch die Verhältnisse nach Erreichen des Torrente 
Meduna. Jetzt war es im Sinns der vorstehend geschilderten Er- 
wägungen tatsächlich erforderlich, Truppen tiefer ins Gebirge vorzu- 
treiben. Die Auffassung des Armee-Oberkommandos wurde indessen von 
General K r a u ß nicht geteilt. Dieser war vielmehr der Ansicht, daß
	        
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