Volltext: Die Verfolgung über den Tagliamento bis zum Piave [12B] (Band 12B Teil II. / 1926)

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Der Kriegsrat in Rapallo. 
kommandos angehalten werden. Selbst im neuen Armee-Hauptquartier 
Treviso plünderten die Wachttruppen. Dort sammelten sich, nachdem die 
Todesstrafe für Nichtmeldung angedroht war, etwa 2000 Offiziere. 
Der Zusammenbruch der Jsonzosront hatte nicht nur in Italien 
selber, sondern auch bei den übrigen Entente-Mächten die Heerführer 
und Staatsmänner mit lebhafter Sorge erfüllt. Bereits in den letzten 
Tagen des Oktober war die Entsendung einer französifch-englifchen Hilss- 
armee beschlossen worden. 
Am 6. November fand in Rapallo ein Kriegsrat statt, an dem u. a. 
Lloyd George, Painlevs, Orlando, Sonnino sowie die 
Generale F o ch und C a d o r n a teilnahmen. Sein wichtigstes Ergebnis 
war die Bildung eines interalliierten, politischen Rates, dem für die 
gesamte Westfront (einschl. Italien) ein militärisches Zentralkomitee an- 
gegliedert wurde. In dieses Komitee, dem auch die Generale F o ch 
(Frankreich) und Wilson (England) angehörten, entsandte Italien den 
General C a d o r n a als seinen Vertreter. Dieser war damit seiner bis- 
herigen Stellung als Generalissimus des italienischen Heeres enthoben, 
an seine Stelle trat der noch verhältnismäßig junge Generalleutnant 
Diaz. Cadorna nahm am 7. November mit bewegten Worten 
Abschied von der Armee; er forderte sie eindringlich dazu auf, das 
Vaterland auf dem Grappa, am Piave und auf dem Montello zu 
verteidigen. 
Seine Mahnungen fielen auf einen guten Boden und hatten vollen 
Erfolg. Gestützt auf eine Regierung, für welche sich in dieser tiefen Not 
des Landes die geeigneten Männer zur Verfügung stellten, vermochte 
auch die neue Heeresleitung in verhältnismäßig kurzer Zeit die Armee 
aus der Tiefe des ungeheuren Zusammenbruchs wieder emporzuführen 
und ihr das verlorene Selbstvertrauen zurückzugeben. Gerade in dieser 
letzten Hinsicht war die Unterstützung der Entente von außerordentlicher 
Bedeutung. 
Es verdient hervorgehoben zu werden, daß die sehr geschickte Durch- 
führung des Rückzuges vom Tagliamento bis zum Piave sowie der 
Neuaufbau der Front noch ausschließlich das Werk Cadornas sind, 
der hier in der gewaltigen Katastrophe unzweifelhaft bedeutende 
Feldherrneigenschaften bewiesen hat. Trotz der Größe des Unglückes 
behielt er Ruhe, klare Besonnenheit und das rechts Maß für 
das Erreichbare. Ihm hat Italien den zweifellos richtigen Entschluß zu 
danken, den einmal notwendig gewordenen Rückzug bis hinter den 
Piave durchzuführen und nicht bereits am Tagliamento die neue Wider-
	        
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