238 Ungünstiger Stand der Munitionslage bei den k. u. k. Truppen.
artige Anspannung war aber von den abgehetzten Kolonnen auf längere
Dauer kaum zu leisten. Erschwerend kam ferner hinzu, daß sämtliche
Krastwagen-Kolonnen, die auf Bahnstationen östlich der Meduna ge-
laden hatten, die einzige vorhandene Brücke über diesen Fluh bei Corva
(südlich Pordenone) benutzen mußten. Gerade in dieser Gegend hatten
aber — im Gegensatz zu den übrigen Gebieten der sriaulischen Ebene —
alle Straßen und Wege einen ziemlich weichen Untergrund, so daß sie
schon durch die bisherige Beanspruchung in einen bedenklichen Zustand
geraten waren. Es war zu befürchten, daß sie bei weiterer starker Be-
lastung zu einem sehr unangenehmen Hindernis wurden, daß alle Be-
rechnungen umwarf. Schließlich mußte auch damit gerechnet werden,
daß die Verpflegung aus dem Lande allmählich versiegen und damit
wieder eine viel stärkere Heranziehung der Kolonnen zum Proviant-
Nachschub nötig werden würde.
Leider war nun aber der bisher relativ günstige Stand der
Munitionsfrage auf die deutschen Truppen der Armee beschränkt. Viel
weniger günstig sah es bei den österreichisch-ungarischen Verbänden aus.
Der Nachschub für die k. u. k. Truppen der 14. Armee wurde von
der k. u. k. Quartiermeister-Abteilung 6, Kommandant Oberstleutnant
Schäfer, geleitet. Diese hatte bisher wohl noch niemals unter so großen
Verhältnissen und einem derartigen Druck gearbeitet und war daher
den schwierigen Verhältnissen nicht immer voll gewachsen. Bei bestem
Willen und größter Arbeitskraft war es Oberstleutnant Schäfer nicht
immer möglich, diese Mängel auszugleichen. Die Abteilung hatte trotz
aller Bemühungen bei ihren vorgesetzten Stellen die Zuweisung aus-
reichender Transportmittel nicht erreichen können, obwohl die Aus-
rüstung des k. u. k. Südwestheeres mit Kraftwagen-Formationen im
Ganzen kaum geringer war, als die der Deutschen. Sehr zum Nachteil der
Front blieb ein großer Teil der österreichisch-ungarischen Kraftwagen-
Kolonnen auch noch im Gebiet von Udine, Gemona, Cividale und Tol-
mein zurück, um die ungeheure Beute zurückzufahren. Erschwerend war
ferner, daß die k. u. k. Krastwagen-Kolonnen im allgemeinen während
der Nacht nicht fuhren, weil dann zu viel Material verloren ging. Ferner
ließen auch nach einer Äußerung der Quartiermeister-Abteilung des
Südwestfrontkommandos hier und dort die Kolonnenführer zu wünschen
übrig. Schließlich hatten es gerade die k. u. k. Krastwagen-Kolonnen am
schwersten; da die österreichisch-ungarischen Truppen der 14.Armee
vorwiegend im Gebirge eingesetzt waren, entfielen auf die k. u. k. Ko-
lonnen die weitesten Entfernungen und die schwierigsten Nachschubwege.