Die Nachschublage.
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längerten, — beim Eintreffen am Piave war die Front der 14. Armee
von dem Eisenbahn-Endpunkt S. Lucia zwischen 160 und 220 Km
entfernt! — und alle Kolonnen im Gebirge allein auf die Talstraße
durch das Jsonzo- und Natifone-Tal, einen SV km langen Engpaß,
angewiesen waren, in dem die durch das Zusammenströmen des Trosses
der gesamten 14. und eines großen Teiles der 2. Isonzo-Armee hervor-
gerufenen, unvermeidlichen Hemmungen erst am 6. November hatten
behoben werden können, war es mit Hilfe der Kraftwagen-Kolonnen
doch immer gelungen, der Truppe ausreichende Munition zuzuführen.
Der Verbrauch war während der Verfolgungskämpfe auch Verhältnis-
mäßig gering geblieben. Ohne die zahlreichen Lastkraftwagen-Kolonnen
und die festen Straßen Friauls wäre es aber doch nicht möglich ge-
wesen, mit dem Nachschub einen so weiten Raum zu überspannen.
Dieser verhältnismäßig günstige Stand mußte sich aber ändern,
wenn an der Front wieder die Munitionsraten für einen Großangriff
benötigt wurden. Die Kraftwagen-Kolonnen hatten durch die Vor-
bereitungen zum Angriff bei Flitfch-Tolmein außerordentlich gelitten
und waren nur noch zu etwa 50 % leistungsfähig, da ein großer Teil
der Wagen schon damals reparaturbedürftig geworden war. Im Durch-
schnitt leistete daher eine Kolonne täglich nur etwa 30 Tonnen. Nun
konnten zum Munitionstransport etwa 25 Kolonnen herangezogen
werden, die übrigen hatten Pioniergerät und einige an der Front
fehlende Lebensmittel (Backmehl, Salz) zu fahren. Diese 25 Kolonnen
luden also zusammen 750 Tonnen täglich. Die Munitionstagesrate für
einen Großangriff, welche für die 14. Armee rund 3600 Tonnen betrug,
erforderte demnach vier bis fünf Tagesleistungen der Kolonnen. Um
den Bedarf für drei Großkampftage an die Front zu schaffen, brauchten
sie mithin 12 bis 15 Tage. Dabei war Voraussetzung, daß die Strecke
zwischen dem Eisenbahn-Endpunkt und der Front von den Kolonnen
in einem Tage zurückgelegt werden konnte. Dies war jedoch erst in der
zweiten Hälfte des November der Fall, nachdem die Wiederherstellung
der Bahnen entsprechend fortgeschritten war. Bis dahin mußte die
Munition noch von S. Luzia herangeführt werden, d. h. die Kolonnen
waren, um eine Tagesrate an die Front zu bringen, nicht einen, sondern
drei, nach Feltre sogar vier Tage unterwegs. Ferner blieb zu berück-
sichtigen, daß dort auch täglich Munition verbraucht wurde, die eben-
falls zu ergänzen war. Die angegebenen Zahlen waren daher Hinsicht-
lich des Zeitbedarfs Mindestzahlen, die nur unter günstigen Verhält-
Nissen und bei größter Anstrengung erreicht werden konnten. Eine der-