Stillstand in der Offensive der Heeresgruppe Conrad.
207
weiteren Feldzuges vornehmlich davon ab, ob der Stoß über Feltre
gegen das Grappa-Massiv rasch vorzudringen vermochte!
Bis zum 1S.11. hatte sich das Bild über die auf dem italienischen
Kriegsschauplatz zu erwartenden englisch-sranzösischen Unterstützungen
ziemlich vervollständigt. Danach war mit dem Erscheinen von vrei eng-
tischen und 12 bis 15 französischen Divisionen zu rechnen, sogar ihre
Nummern waren bereits bekannt. Von den französischen Verbänden
waren etwa die Hälfte ausgesprochene Angrisss-Divisionen, die zu den
besten Truppen der französischen Armee zählten. Die Unterstützung war
also durchaus ernst gemeint. In der Front festgestellt waren die
Entente-Truppen bisher allerdings noch nirgends.
Auf der Hochfläche von Asiago wurden in der Zeit vom 12. bis
zum 15. November nur geringe Fortschritte in Richtung auf den
Mt. Meletta gemacht, der jedoch von den Italienern gehalten werden
konnte. Im Sugana-Tal besetzten die Österreicher die vom Gegner ge-
räumten Werke der Festung Primolano. Das Wetter — im Gebiet der
„Sieben Gemeinden" herrschte Sturm und Schneetreiben! — war dem
Angriff äußerst ungünstig, der auch nach den ersten Erfolgen auf längere
Zeit ganz ins Stocken geriet.
Am Unterlauf des Piave hatten sich die beiden Jsonzo-Armeen am
östlichen Flußufer eingerichtet; es war hier zum Stellungskriege ge-
kommen, bereits die letzten Tage hatten im Zeichen lebhafter Artillerie-
kämpfe gestanden. Für eine Fortsetzung der Offensive, d. h. zunächst eine
Erzwingung des Flußübergangs, fehlte es dort sowohl an Artillerie und
Munition, als auch an Übergangs- und Transportmitteln. An mehreren
Stellen waren Versuche, den Fluß zu überschreiten, gemacht worden;
aber nur am äußersten Südflügel glückte es, bis an den Sile, der sich
in seiner Mündung mit dem Piave vereinigt und mit ihm ein gemein-
sames Delta bildet, vorzustoßen. Als Ausgangspunkt weiterer Ope-
rationen kam dieser Erfolg allerdings wegen des sich im Westen an
den Sile anschließenden Lagunengeländes nicht in Frage.
Neben dem Angriff der Heeresgruppe Conrad im Gebiet der
„Sieben Gemeinden" war der Stoß der Gruppe K r a u ß gegen das
Grappa-Gebiet jetzt ohne Frage die wichtigste und für die Fortsetzung
der gesamten Offensive entscheidende Kampfhandlung. Die Flieger-
erkundung der letzten Tage hatte ergeben, daß sich auf den Bergen
zwischen Brenta ünd Piave stark befestigte Feldstellungen befanden, die
nach Umfang und Ausdehnung an die Stellungen auf dem Kolowrat
erinnerten. Hier war also eine schwere Aufgabe zu lösen!