Volltext: Weltkriegsende an der mazedonischen Front [11] (Band 11/1925)

175 
Aufruhr. Im Banat wütete der Nationalitätenkampf, schutzlos waren 
hier die Deutschen, deren Vorfahren einst durch Fleiß und Tatkraft aus 
dem Sumpflande einen der fruchtbarsten Landstriche Ungarns geschaffen, 
Rumänen und Serben preisgegeben. Nur im Machtbereich der deutschen 
Truppen fühlten sie sich noch geborgen. So wurden die Husaren des 
Rittmeister Barth, als sie in Weißkirchen (Fehertemplom) die Ka- 
fernen von serbischen Komitatschis säuberten, durch die deutsche Bevöl- 
kerung als Befreier begrüßt. Die Westausläufer der Transsylvünischen 
Alpen mit ihren hohen Kämmen und tiefen Schluchten waren ganz be- 
sonders geeignet als Unterschlupfe für die sich immer mehr bildenden 
Banden. Aber noch lebte in der deutschen Truppe frischer Wagemut. 
Die einsamen Gebirgstäler an der Donau sahen daher noch manches 
Heldentum, aber auch manche Opfer der dort in kleinen Abteilungen 
streifenden Kompagnien, Radfahrer und Reiter der 6. Res.Div. Als sich 
die österreichischen Truppen weigerten, die ihnen zugewiesenen 
Sicherungsabschnitte zu halten, fiel der 219. Jnf.Div. die Bewachung der 
unteren Saoe, der 217. Jnf.Div. der Schutz der Donau gegenüber von Bel- 
grad bis Kevevara, der 6. Res.Div. östlich anschließend bis O.moldova zu,, 
während das Alpenkorps bei Neusatz (Ujvidek) versammelt wurde. Zum 
zweiten Male war die 11. Armee von einem mit ihr in engster Kampf- 
fühlung stehenden Bundesgenossen verlassen, zudem auch jetzt noch von 
der Heimat abgeschnitten und nur auf die eigene Kraft angewiesen. 
Die Bedingungen des am 4.November mit der Entente abgeschlosse- 
nen Waffenstillstandes verlangten von Österreich-Ungarn, die deut¬ 
schen Truppen zu entwaffnen und, soweit sie nichts bis zum 20. November 
Ungarn geräumt haben würden, zu internieren. Diese Forderungen 
machten auf die deutschen Führer wenig Eindruck, hatten sie doch das 
sichere Bewußtsein, daß vier geschlossene Divisionen eine Macht dar- 
stellten, die sich den Weg in die Heimat gegen jeden Widerstand bahnen 
konnte. Größer war die Sorge, wie angesichts des Zusammenbruchs 
der österreichisch-ungarischen Bahnen und der bevorstehenden Märsche 
die nötige Verpflegung für Mann und Pferd, sowie Winterkleidung für 
die Truppen zu beschaffen wären, vor allem für die Balkantruppen, 
welche zum großen Teil noch immer mit derselben, aber nunmehr völlig 
abgerissenen Sommeruniform auskommen mußten, die sie in den 
glühendheißen Septembertagen getragen hatten. Schließlich gelang es, 
die auf den vollgestopften Gleisen des Bahnhofs Ujvidek stehenden 
Wagen frei zu bekommen und die darin lagernden deutschen Vorräte
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.