Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

88 
herab. Das Blut floß auf der Straße und sammelte sich in den Gossen. 
Oberleutnant D u g e n d sank zu Boden und wurde schwer verwundet 
von den Feinden fortgeschleppt. Oberleutnant von Weiher brach zu- 
sammen, lag die ganze Nacht in seinem Blut und wurde am Morgen 
von seinen Leuten gerettet. Kein Offizier mehr war da. Regellos schlug 
sich alles durcheinander. Das Geschrei verklang allmählich . . . 
Nach und nach kehrten im ganzen etwa 25 Mann von beiden Kom- 
pagnien zurück. Sie sprachen nicht und jammerten nicht. Es war alles 
zu Ende . . . 
Mitternacht war schon vorüber, als die Belgier zum Gegenstoß aus 
Dixmude vorgingen. Inzwischen war das II. Bataillon von 201 aus 
belgischen Gräben nördlich der Chaussee von Eessen nach Dixmude vor- 
gerückt, um das I. Bataillon zu unterstützen. Bei der Kapelle de bou 
secours, dicht neben der Straße, erfuhren die Reserven von den Ereig- 
nissen beim I. Bataillon. Der Bataillonsführer ließ die Ausgangsgräben 
des I. Bataillons besetzen und wartete auf den belgischen Gegenstoß. 
Das III. Bataillon bekam Befehl, unter allen Umständen Eessen- 
Kappel, halbwegs von Eessen nach Dixmude, gegen jeden belgischen An- 
griff zu halten. Die 10. Kompagnie erhielt einen Volltreffer, der drei 
Mann tötete und 15 verwundete. 
Der belgische Angriff kam nur halb zur Entwicklung und wurde ohne 
große Mühe abgewiesen . . . 
* * 
* 
Mitten im strömenden Regen, wohl gegen 10 Uhr abends, wurden 
bei dem im südlichen Angriffsabschnitt liegenden Reserve-Insanterie- 
Regiment 203 die schweren Mißerfolge des Schwesterregiments und der 
Jäger bekannt. Nicht viel später kam der Befehl, das Regiment solle 
sofort zum Nachtangriff auf die Stadt von Süden her antreten, um die 
gefährdete Lage im Nordabschnitt zu entspannen. 
Niemand sah diesem Angriff im Dunkeln, bei strömendem Regen, durch 
ein Gewirr von Wasserläufen, Hecken, Wegen und Dämmen mit großem 
Vertrauen entgegen. Aber er war befohlen und wurde also ausgeführt. 
Es dauerte bis 1 Uhr nachts, ehe die Bewegung angetreten werden 
konnte. Immer noch rann der Regen. Kein Faden mehr war trocken. 
Undurchsichtig dehnte sich die Nacht, nur ein paar irrende Lichtreflexe 
huschten hier und da über die Gestalten. Keiner sprach ein Wort. Die 
Gewehre waren entladen, die Seitengewehre aufgepflanzt. Seltsam 
geisterhaft blinkten ihre Flächen im Lichtschimmer. Gerät klapperte, ein- 
förmig stapften die Schritte. Ab und zu klang gedämpft ein Führerwort.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.