Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

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Im fünften Jahre endlich fand er, daß ihm nichts mehr zu tun übrig 
blieb, und verließ die Stadt, in der kein Leben sich regte und kein Stein 
mehr über deni andern lag. Rings um das schweigende Steinmeer 
breitete sich eine Wüste. 
So war der Tod von Vpern nach fünf Jahrhunderten wiedergekehrt, 
wie er es einst verkündigt hatte . . . 
Während im Verlaufe des 18. Oktober sämtliche Korps der 4.Armee 
mit den Sicherungen des Gegners in Gefechtsfühlung kamen, entspann 
sich auf dem rechten Flügel der Armee, wo sich das III. Reservekorps 
zwischen der Küste und dem Raum östlich Dixmude zusammengezogen 
hatte, bereits der Beginn der großen Schlacht. Unbekümmert um das 
Feuer der in immer größeren Mengen auftauchenden englischen Kriegs- 
schiffe drang die 4.Ersatzdivision in lichten Wellen durch die Dünen, dicht- 
auf gefolgt von ihrer Feldartillerie, und entriß um die Mittagsstunde den 
erschöpften Belgiern Westende. Am Westrand des Dorfes, im Angesicht 
der Schleusen des Kanals und des Leuchtturms, blieben die Regimenter 
im Gewehrfeuer liegen. Die weit ins Land streichende Schiffsartillerie 
vergalt jede Bewegung im Dünenfeld und schützte das Ausschiffen starker 
englischer Artilleriekräfte. Das Reserve-Jäger-Vataillon Nr. 3 von der 
5. Reservedivision verstrickte sich in den Gehöften von St. Pierre-Cappelle 
in erbitterte Nahkämpse und erschloß den Hauptkräften der Division den 
Vormarsch bis nach Schoore. Wenige hundert Meter vor dem Kanal 
bissen die Reservisten sich fest. Die brandenburgische 6. Reservedivision 
focht unterdessen beiderseits von Keyem und warf den Gegner über den 
dem Nierkanal vorgelagerten Seitenarm zurück. 
Den ganzen Tag über brodelte das Feuer. Gegen Abend trat vor- 
übergehend Ruhe ein. Mitten in der Nacht begann in der Gegend von 
Keyem heftiges Schießen. In das Knattern der Gewehrschüsse mischten 
sich die harten Schläge der Granaten. Die 5.belgische Division, verstärkt 
durch eine Marinebrigade, versuchte dort, den Brandenburgern den 
Erfolg des Tages zu entreißen. Stundenlang wogte das Gefecht hin und 
her. Die Verbindungen rissen ab. In Dunkelheit, Häusergewirr und 
Heckenreihen focht jede Gruppe für sich, ohne Kenntnis des Nachbarn. 
Allein das Feuer verriet die Linie der Kämpfenden. Nachts um drei 
Uhr war auch diefer Lärm vorüber. Keyem blieb fest in der Hand der 
6. Reservedivision.
	        
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