Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

214 
fever der 205er. I. und II. Bataillon setzen hinter ihnen her. Stehend 
freihändig wird gefeuert. Tote und Verwundete bedecken das Feld. Ganze 
Gruppen heben die Hände hoch, fassungslos erschüttert durch die Wildheit 
des Angriffs. 
Um 9 Uhr 30 ist der Jpernkanal bei Steenstraate erreicht. Aber die 
Bataillone find so zusammengeschmolzen, daß seine Überschreitung nicht 
mehr gelingt. Von drüben her schlägt das rasende Schnellfeuer der 
französischen Reserven unter sie. Der Regimentskommandeur, Oberst 
Freiherr von Schleinitz, bricht, durch den Hals getroffen, zu- 
lammen. Der Adjutant, Leutnant Freiherrvon Wachtmeister, 
trägt ihn auf den Schultern zurück. Der Oberst vermag dem Brigade- 
kommandeur, General von Diringshofen, den Sieg noch zu 
melden und die herrliche Tat des II. Bataillons unter dem Hauptmann 
Klos zu loben. Vorn sammeln die Kompagnien die Gefangenen ein. 
Von Minute zu Minute werden ihrer mehr. Fast sind schon tausend 
gezählt. 
Die ersten Linien müssen vom Kanal zurück. 400 Meter davor 
graben sie sich ein und halten einem rasenden Artilleriefeuer stand . . . 
Die Kunde von dem Erfolg des Schwesterregiments verbreitet sich 
rasch bei den zurückgeschlagenen 206ern. Nun gibt es kein Halten mehr. 
Mit notdürftig geordneten Verbänden geht das Regiment, stark unter- 
mischt schon mit anderen Regimentern, zum zweitenmal vor. Ein wildes 
Ringen wogt eine Viertelstunde lang um den französischen Graben. Ver- 
zweifelt wehrt sich der Gegner. Das Gewehrfeuer in den Waldstücken 
südlich Bixschote verrät alles. 
Die Flucht beginnt. Die 206er hinterher. Mit langen Sprüngen 
erreichen sie die Weichenden. Wer nicht sich umwendet und die Hände 
hebt, bricht im Feuer der stehenden Verfolger zusammen. In einer halben 
Stunde sind 200 Gefangene gemacht. Sie zittern noch unter dem Ein- 
druck des jähen Schreckens. Quer durch ein Waldstück im Süden von 
Bixschote dringt die Verfolgung. Jenseits zieht sich schon der Kanal vor- 
über. Beim Heraustreten der dichten Massen der Verfolger aus den 
Bäumen bricht von drüben die Hölle los. Entsetzlich sind die Verluste. 
Hauptmann von Hirsch führt den größten Teil der Überlebenden zurück. 
Eine Schar von etwa 50 Köpfen bleibt unter dem Befehl des Leutnants 
W i l l e r südlich des Wäldchens und jagt den noch diesseits des Kanals 
stehenden Rest des Gegners bis dicht vor die Häuser von Het Sas. Die 
Brücke von Het Sas liegt unter dem rasenden Schnellfeuer von Freund 
und Feind, von Gewehren, Maschinengewehren und Geschützen. Es ist
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.