Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

178 
Und es vollzog sich den ganzen Tag über ein schauriger Kampf. Die 
Kompagnien glaubten immer noch, um die Entscheidung zu kämpfen, 
indessen in ihrem Rücken längst das Meer den Befehl übernommen hatte. 
Nach einer Stunde ist der Bahndamm überschritten. 
Nur weiter I 
Die Häuser von Pervyse liegen fünfzig Meter vor den Stürmern. 
Vorwärts! Schon schießen sich die ersten mit dem Gegner inmitten der 
Häuser herum. . . 
Bajonette und Kolben arbeiten. Geschrei ringsum. Der Bahn- 
dämm im Rücken verschließt den Blick auf den Wasserspiegel. Pervyse 
muß fallen! Nach zwölf Tagen die Rachel Armes Pervyse! Ein wirres 
Dröhnen und Stampfen ist in den Straßen. Hinüber und herüber pfeifen 
die Kugeln und suchen sich durch Fensterspalte und Kellerlöcher ihr Opfer. 
Gestalten springen von Haus zu Haus. Maschinengewehre schleudern 
Hände voll Kugeln in die Ausgänge. Kolben krachen. Jäh verschlingt 
der Hieb den Todesschrei . . . 
Das nimmt und nimmt kein Ende . . . 
Und das Meer, das Meer steigt . . . 
Und der Tag, der Tag will sich zum Abend neigen . . . 
Auf dem äußersten linken Flügel das Reserveregiment 35. Bis zu 
den Knieen im Wasser stapfen die Leute gegen den feuerspeienden Bahn- 
dämm. Auf hundert Meter sind sie heran. Das Feuer ist irrsinnig, der 
Sturm ausgeschlossen. 
Das Wasser, das Wasser steigt . . . 
Unschlüssigkeit breitet sich aus. Es ist unmöglich, sich hinzulegen. Es 
ist aber auch unmöglich, zurückzugehen. Sobald die Leute mit dem 
Schießen nachlassen, verdoppelt der Gegner sein Feuer. 
Aber das Wasser . . . das Wasser . . . 
Wird das feindliche Feuer jetzt nicht schwächer? 
Ganz deutlich ist es zu spüren. Nun noch einige kräftige Salven . . . 
und dann vorwärts, das Bajonett aufgepflanzt . . . 
Noch fünfzig Meter . . . noch vierzig ... der Gegner fchießt 
nicht mehr . . . 
Da ein jäh aufwirbelnder Krach aus hundert Gewehren ... ein 
irrlichterndes Zucken ... ein rauschendes Pfeifen, Aufschreien, Umsinken, 
Stöhnen, Durcheinanderwälzen. Entsetzlich ist der Anblick. Auf vierzig
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.