Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

177 
Rechts und links horchte aus Stumpfheit und Erstarrung jeder auf. 
Aber die Schwärze ertränkte alles. Keiner vernahm das Klatschen der 
Körper ins Wasser. Keiner beobachtete auch, wie sich die bleiche Fläche 
immer weiter dehnte, wie Wasserfleck mit Wasserfleck sich verband, wie 
langsam und leise und in tückischer Heimlichkeit das gurgelnde Meer über 
die Wiesen leckte. Alle hielten es noch für Grundwasser . . . 
Eine Stunde nach Mitternacht erstarb das jähe Gebrüll der Schlacht. 
Die Schatten der Angreifer tauchten vom Bahndamm zurück in die Nacht. 
Und in das Wasser. 
Es stieg ihnen langsam bis über die Knie. Und es war rechts und 
links und rückwärts, soweit die matte Fläche in der Nacht schimmerte . . . 
Nur geradeaus dehnte sich breit von der einen Seite zur anderen 
der dunkle Strich des Bahndamms . . . 
Um 5 Uhr morgens, es war der 3V. Oktober, meldete die 44.Reserve- 
Division, daß sie mit ihren Spitzen im Laufe der Nacht den Bahndamm 
erreicht habe. Zwar störe das ansteigende Grundwasser bis nach Dixmude 
hin außerordentlich. Aber die Truppen seien im Gefühl, endlich den 
Bahndamm erreicht zu haben, ziemlich guten Mutes und erwarteten das 
Vorgehen der 6. und 5. Reserve-Division in ihrer rechten Flanke. Bis 
zum Mittag gedenke die Division den Erfolg so auszubauen, daß der 
Gegner, wenn er nicht abgeschnitten werden wolle, aus Dixmude heraus 
müsse. Allgemein habe man den Eindruck, daß die feindliche Widerstands- 
kraft überraschend schnell abnehme . . . 
% # 
* 
Eine Stunde später traf eine Meldung der Ersatz-Division aus 
dem Räume zwischen der 5. und 6. Reserve-Division ein, daß die Truppen 
teilweise bis zu den Hüften im Grundwasser stünden und überall auf 
trockene Stellen zurückgingen, um nicht zu ertrinken . . . 
Um 6 Uhr 89 griff die 6. Reserve-Division zum letztenmal an. 
Generalmajor von Iakobi, Führer der 11. Reservebrigade, 
setzte eine aus allen greifbaren Truppen zusammengeballte Stoßabteilung 
von etwa neun schwachen Kompagnien zum Stoß längs der Straße von 
Schoorbakke nach Pervyje an. 
Ypcrn 1S14
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.