Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

ichts als ein dröhnender Gesang erfüllt dle 
Luft, erschüttert den morgendlich dämmern- 
den Himmel. Bon Osten und Süden her 
wölbt sich ein blaßrotes Leuchten bis über 
den dämmerig fahlen Zenith. Tief gegen 
Norden dehnt sich grau die langfam weichen- 
de Nacht . . . 
Es ist das ewig gleiche Ringen, wenn die 
gähnende Nacht die kühlen Glieder streckt und 
der junge Morgen ungeduldig und ungebär- 
dig an das ungeheure Gewölbe pocht. Steh auf, hebe dich von dannen! 
Ein neuer Lauf, ein neuer Kreis, ein neuer Gesang beginnt! Die dunklen 
Ketten erklirren, und es ist nicht mehr weit, bis dem blitzenden Speer- 
wurf eines jungen Kriegers gleich das erste Feuer der Sonne hinrast 
über das gedehnte Land . . . 
Wer singt dies dröhnende Lied? 
Tief, tief unten ein ruheloses, wallendes, wogendes Feld. Das Meer! 
Wer zählt die gischtenden Kämme, die wie mattglitzernde Hälse von 
Myriaden wandernder Schwäne leuchten? Wer gebietet diesem dumpfen 
Brausen Einhalt, das gleich dem monotonen Gesang eines durch die 
Nacht der Ewigkeit gen die blinkenden Zinnen von Walhall ziehenden 
Totenheeres ist? Wer sagt, von wannen es kommt, wohin es geht, wann 
es den Ansang nahm und wann es zu Ende sein wird? Wer erzählt, 
was in stummer Finsternis dort unten unter der brodelnden Fläche ruht, 
von glotzäugigen Fischen neugierig bewundert? Wer berichtet, wann 
der erste jählings hinabsank in dies Nimmersatte Gesäß und wann man 
den letzten zählen wird? 
Kreislauf.
	        
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