Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

tets wird es für den, den die tagelange 
Schlacht nicht selbst in ihren grauenvollen 
Armen gehalten, ein Rätsel bleiben, wie die- 
selben Menschen, die am Abend zusammen- 
unter der furchtbaren Last des 
Kampfes sprachlos und sterbensmüde in 
Erdlöchern und Ackerfurchen gekauert, am 
kommenden Morgen abermals mit aufgs- 
pflanztem Bajonett und todesjauchzendem 
Hinstürmen den Gegner niederwerfen 
Wandlung über Nacht? Die einen sagen, es ist 
vergißt und die vom Jauchzen bis zum Jammern 
nur einen Schritt tut. Aber in den Reihen derer vor Langemarck und 
Dixmude, vor Bixschote und Gheluvelt standen neben den Iungens die 
alten Landwehrleute, neben den Schülern die Lehrer, neben dem Lehr- 
ling der Meister, neben dem ersten Flaum über den Lippen der struppige 
Bart zahlreicher Semester. Sie alle entzündete das gleiche Feuer, sie alle 
drückte die gleiche Last zu Boden. Es ist der Moment der Gefahr, der den 
Menschen über die Niedergeschlagenheit hebt, sagen wieder andere. Nun, 
oft genug bemächtigte sich mitten im heftigsten Kampfgetümmel ohne 
einen erkennbaren besonderen Grund das Gefühl der Ohnmacht ganzer 
Reihen und ließ sie zurückweichen, und ebenso oft traten sie weit von 
rückwärts aus ungefährdeter Stellung mit jenem unbändigen Willen 
zum Hindurchgelangen an, der sie den Tod verlachen ließ und keinen 
Augenblick lang in allen Stunden des Gefechts von ihnen wich. Es ist die 
Charakterstärke des einzelnen, die sich auf die Gemeinschaft überträgt, und
	        
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