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geworfen, so daß alles im Gefecht war, was irgendwie zur Verfügung
stand. Ein fürchterliches Durcheinander von Truppen etwa sechs ver-
fchiedener Regimenter entstand dort. Kompagnieführer hatten Leute von
210, 211, 212, 213, 215 und 216 um sich geschart. Aber es ging weiter!
Um 6 Uhr dreißig war Vixschote genommenI
An der brennenden Mühle begegneten sich die Leute sämtlicher
Regimenter. Tatkräftige Führer bemühten sich um Ordnung, ein fchier
unmöglicher Versuch bei der Dunkelheit, der Vermischung der Verbände,
dem feindlichen Feuer. Eine starke Feldwache von etwa 120 Mann aller
Regimenter unter ein paar Offizieren drang bis zu einigen Gehöften
südwärts vor, wurde nachts um 1 Uhr von den Engländern überfallen
und mußte nach schweren Verlusten zurück. Ein heftiges Artilleriefeuer
wühlte Stunde auf Stunde in den Häusern und rief Brände hervor.
Schauerlich war diese Höllennacht in Vixschote, die vom Krach der Ein-
schlüge, vom Blitzen der krepierenden Granaten, vom gellenden Pfeifen
der Gewehrkugeln, dem Geschrei der Führer und dem Stöhnen der
Getroffenen widerhallte.
Andere Teile des Hl. Bataillons von 209 sammelten sich bei der
Kirche, drangen westlich aus dem Dorf heraus in Richtung auf Steen-
straate vor, lagen etwa 50 Meter vom Gegner entfernt in den Straßen-
gräben, hinter sich den brodelnden Hexenkessel vvn Vixschote.
Das fürchterliche Durcheinander der Verbände führte im Laufe der
Nacht zu einer verhängnisvollen Wendung.
Es ist heute noch nicht aufgeklärt, wie der eigentliche Verlauf der
Dinge war. Anscheinend war die 45. Division der Auffassung, durch
das Einschieben der Korpsreserve, der 211er, auf ihrem linken Flügel
gehe Vixschote in den Streifen diefes Regiments über und wollte die
Regimenter 209 und 212 zu neuem Vorgehen hinter der vorderen Linie
ordnen. Jedenfalls erhielt 209 bestimmt den Befehl, den Ort zu ver-
lassen und sammelte seine Versprengten auf den Anhöhen nördlich davon.
Die 212er schlössen sich dieser Bewegung an, mochten wohl auch teilweise
der Ansicht sein, das Zurückgehen der 209er bedeute die Aufgabe des
Dorfes, das am nächsten Morgen bei Helligkeit ja noch viel mehr zur
Menfchenfalle werden mußte als in der Dunkelheit der Rächt. Die 211er
waren aber nur zum geringsten Teile im Ort selbst, sondern hauptsächlich
östlich davon. Die übrigen Regimenter, deren Angehörige sich mit den
Verbänden der 45. Reserve-Division in Vixschote vermischt hatten, hatten
in Vixschote überhaupt nichts zu suchen und verzogen sich während der
Nacht in den Abschnitt ihrer 46. Reserve-Division am St. Jeanbach und