Volltext: Ypern 1914 [10] (Band 10/1925)

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geworfen, so daß alles im Gefecht war, was irgendwie zur Verfügung 
stand. Ein fürchterliches Durcheinander von Truppen etwa sechs ver- 
fchiedener Regimenter entstand dort. Kompagnieführer hatten Leute von 
210, 211, 212, 213, 215 und 216 um sich geschart. Aber es ging weiter! 
Um 6 Uhr dreißig war Vixschote genommenI 
An der brennenden Mühle begegneten sich die Leute sämtlicher 
Regimenter. Tatkräftige Führer bemühten sich um Ordnung, ein fchier 
unmöglicher Versuch bei der Dunkelheit, der Vermischung der Verbände, 
dem feindlichen Feuer. Eine starke Feldwache von etwa 120 Mann aller 
Regimenter unter ein paar Offizieren drang bis zu einigen Gehöften 
südwärts vor, wurde nachts um 1 Uhr von den Engländern überfallen 
und mußte nach schweren Verlusten zurück. Ein heftiges Artilleriefeuer 
wühlte Stunde auf Stunde in den Häusern und rief Brände hervor. 
Schauerlich war diese Höllennacht in Vixschote, die vom Krach der Ein- 
schlüge, vom Blitzen der krepierenden Granaten, vom gellenden Pfeifen 
der Gewehrkugeln, dem Geschrei der Führer und dem Stöhnen der 
Getroffenen widerhallte. 
Andere Teile des Hl. Bataillons von 209 sammelten sich bei der 
Kirche, drangen westlich aus dem Dorf heraus in Richtung auf Steen- 
straate vor, lagen etwa 50 Meter vom Gegner entfernt in den Straßen- 
gräben, hinter sich den brodelnden Hexenkessel vvn Vixschote. 
Das fürchterliche Durcheinander der Verbände führte im Laufe der 
Nacht zu einer verhängnisvollen Wendung. 
Es ist heute noch nicht aufgeklärt, wie der eigentliche Verlauf der 
Dinge war. Anscheinend war die 45. Division der Auffassung, durch 
das Einschieben der Korpsreserve, der 211er, auf ihrem linken Flügel 
gehe Vixschote in den Streifen diefes Regiments über und wollte die 
Regimenter 209 und 212 zu neuem Vorgehen hinter der vorderen Linie 
ordnen. Jedenfalls erhielt 209 bestimmt den Befehl, den Ort zu ver- 
lassen und sammelte seine Versprengten auf den Anhöhen nördlich davon. 
Die 212er schlössen sich dieser Bewegung an, mochten wohl auch teilweise 
der Ansicht sein, das Zurückgehen der 209er bedeute die Aufgabe des 
Dorfes, das am nächsten Morgen bei Helligkeit ja noch viel mehr zur 
Menfchenfalle werden mußte als in der Dunkelheit der Rächt. Die 211er 
waren aber nur zum geringsten Teile im Ort selbst, sondern hauptsächlich 
östlich davon. Die übrigen Regimenter, deren Angehörige sich mit den 
Verbänden der 45. Reserve-Division in Vixschote vermischt hatten, hatten 
in Vixschote überhaupt nichts zu suchen und verzogen sich während der 
Nacht in den Abschnitt ihrer 46. Reserve-Division am St. Jeanbach und
	        
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