Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

73 
Der Propst und sein Begleiter, obwohl ohne vorgängige Rück¬ 
sprache mit dem Kapitel nicht berechtigt, boten ihm auf den Rath 
der Schiedsrichter und weil sie befürchteten, Heinrich möchte auch 
den Empfang der vom Bischöfe Eberhard ausbedungenen Summe 
von 120 Pfund, welche ihm fein Bruder Dietrich allein ohne 
Gegenwart von Zeugen ausbezahlt hatte, läugnen, einen Manfen 
in Puch und auf weiteres Zureden der Anwesenden noch einen 
zweiten an unter der Bedingung, daß diese in die allgemeine 
Schätzung mit dem schon früher Gegebenen einbezogen werden 
und Heinrich vor dem Herzoge dann auf weitere Ansprüche Ver¬ 
zicht leiste. Heinrich hatte diese beiden Mansen als Eigenthum 
für seine Lebensdauer verlangt, nach seinem Ableben aber sollen 
sie wieder dem Stifte zurückfallen. Da aber Jene, schon so oft 
von ihm hintergangen, seinen Worten nicht mehr trauten, so 
ließen sie sich lieber unterdessen noch seine Plackereien gefallen 
und warteten mit dem Abschluß bis zur Rückkehr des Herzogs. 
Unterdessen war Propst Arno und auch der Hallgras Geb¬ 
hard, letzterer am 16. Oetober 1175, mit Tod abgegangen. 
Herzog Heinrich kehrte erst vor der Fastenzeit des kommenden 
JahreS nach Bayern zurück; da eilte Propst Philipp alsogleich 
zu ihm nach Burghausen und wurde am zweiten Fastensonntage 
im Schlosse daselbst von demselben liebevoll empfangen. Philipp 
trug ihm in Gegenwart des Markgrafen Berthold von Andechs, 
der ihn auch kräftig unterstützte, und vieler anderer Fürsten und 
Grafen die Ursache seines Erscheinens vor. Da aber der Herzog 
eben durch viele Geschäfte in Anspruch genommen war, so beschied 
er den Propst mit seiner Angelegenheit nach Ranshosen. Nach 
sieben Tagen traf der Herzog daselbst ein und gebot auf die 
wiederholte Bitte des Propstes den Heinrich von Paumgarten 
aussuchen zu lassen; da dieser aber nicht gesunden werden konnte, 
trug er ihm durch einen eigenen Boten auf, unverweigerlich zu 
Enns, wo er mit dem Herzoge von Oesterreich eine Zusammen¬ 
kunft verabredet hatte, vor ihm zu erscheinen. 
Zu Enns angekommen beschied nun der Herzog, nachdem 
er am Mitfastensonntage zuerst die heilige Messe angehört, dann 
vor der Kirche auf feinen Stuhl sich niedergelassen hatte, den
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.