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bung von Gütern und Pfarren sammt deren Zehente durch die
Freigebigkeit und Schenkungen von Seite der Fürsten und Bischöfe,
namentlich der von Salzburg und Passau und anderer Wohl¬
thäter, so wie auch nicht minder durch den Eintritt sehr vieler
Personen edler Abkunft, welche einzig und allein das Verlangen,
seiner Unterweisung und Leitung genießen und sich erfreuen zu
können, hieher trieb.
Im Hause selbst war Alles wohl geordnet, es herrschte die
strengste Zucht besonders unter dem Klerus, der sich durch den
größten Anstand und durch brüderliche Liebe auszeichnete; an den
Aelteren nahm man Ernst, an den Jüngeren freundliche Heiter¬
keit wahr. Es ward ohne Unterlaß studirt und ernstes Streben
nach Wissenschaft war überall sichtbar. Die gottesdienstlichen
Verrichtungen wurden würdevoll abgehalten; Reinlichkeit und Zierde
war in der Kirche zu treffen. Kein Faullenzer oder Müßig¬
gänger ward geduldet. Alle ohne Rücksicht auf ihre selbst edle
Abkunft lagen zur bestimmten Zeit dem Gottesdienste und Chor¬
gebete in der Kirche, dem Privatgebete und der Lesung ob; in
andern Stunden schrieben sie wiederum Bücher oder verrichteten
andere Geschäfte; die Jüngeren aus ihnen befaßten sich auch mit
künstlerischen Arbeiten. Gerhoh selbst trieb zu Allem, je nachdem
es noth that, an, bald durch freundliche Ermunterung, bald durch
ernsten Tadel, und hatte insbesondere seine größte Freude darin,
wenn er sich in ihrer Mitte befand und sah, wie sie, einem
Bienenstöcke ähnlich, emsig geistlichen Verrichtungen oblagen, wie
sie hierin nicht lässig wurden, sondern vielmehr Alle, gleichsam
wie lim die Wette, von Tugend zu Tugend fortschritten und sich
dadurch würdig machten, dereinst Gott in seiner Herrlichkeit zu
schauen; denn das sei ja, wie er unablässig ihnen an das Herz
zu legen pflegte, das Ziel, wornach sie Alle, Gelehrte und
Ungelehrte, durch ein nüchternes, gerechtes und frommes Leben,
durch Reinheit des Herzens und des Leibes und unermüdeten
Eifer im Dienste Gottes streben sollen; darum hätten sie ja der
Welt entsaget und das Ordensleben erwählet.
Wie gut ihn selbst die Päpste, die zu seiner Zeit auf dem
Stuhle Petri saßen, von Callistus II. an bis auf Alexander III.