Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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aufmerksam und in sich gesammelt er der Lesung und dem Gebete 
oblag und wie er keinen Augenblick vorübergehen ließ, ohne 
Gutes zu thun und wie er sich ohne Nothwendigkeit keine körper¬ 
liche Erholung gönnte. Ja selbst in entfernte Länder: Frankreich, 
Böhmen, Ungarn und bis nach Griechenland drang das Licht 
seiner Gesinnung und seines Wortes. Seine Redeweise war mit 
solcher Anmuth gepaart, daß er selbst denen, die er rügte, liebens¬ 
würdig erschien; weßhalb ihn denn auch die Päpste und Kardi¬ 
näle immer lieb hatten, ohngeachtet er sie in vielen Stücken 
tadelte. Er scheute sich nicht, wenn sich Gelegenheit darbot, selbst 
Königen und Fürsten das, was gerecht und heilsam war, ans 
Herz zu legen. Hohe und Niedere ohne Unterschied hörten mit 
Vergnügen ihm zu, er mochte predigen oder so mit ihnen sprechen; 
denn er war so voin Geiste Gottes erfüllt, daß fast ohne Unter¬ 
laß Worte des Helles zum Nutzen und zur Belehrung des Näch¬ 
sten beim Neben und Schreiben seinem Munde entströmten. Die 
heilige kanonische Schrift des Alten und Neuen Bundes hielt er, 
wie billig und gerecht, in so hoher Verehrung, daß er auch nicht 
ein Jota derselben bezweifelte; daher unterließ er auch fein ganzes 
Leben hindurch niemals, er mochte auf Reisen sich befinden oder 
mit was immer für Arbeiten beschäftigt fein, dieselbe entweder 
selbst zu lesen oder sich vorlesen zu lassen. 
Alle erinnern sich noch, wie bereitwillig und imenmidet er 
sich zeigte im Unterweisen, wie hurtig und nachdrucksvoll im 
Ermahnen, wie strenge im Verweisen. Den Ernst und die 
Strenge eines Vorstehers wußte er mit der Liebfreundlichkeit 
eines Vaters so gut zu vereinen, daß Alle ihn, jedoch ohne 
Abbruch der ihm schuldenden Ehrfurcht, mehr liebten als fürch¬ 
teten. Uebrigens war er selbst ein Vorbild des Wandels, eine 
lebendige Regel für den Ordensmann und mächtige Anregung 
zur Vollkommenheit und kannte hierin nicht nur selbst keinen 
Stillstand, sondern riß auch Alle mit sich fort. 
Es liegt am Tage, welchen Aufschwung das Kloster, das 
er beim Antritte der Propstei nicht eben besonders gut dotirt 
übernommen, unter seiner Leitung erhalten, wie sehr dasselbe 
unter ihm zugenommen selbst an zeitlichem Wohlstände in Erwer-
	        
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