Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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lich bestätigt wurde, begleiten zu lassen; denn Gerhoh war schon 
damals dem Papste selbst und der römischen Curie sehr wohl 
bekannt und genehm, und konnte somit seinem Bischöfe daselbst 
sehr gute Dienste leisten, so wie er ihm auch wahrhaft eine 
gnädige Aufnahme von Seite des Papstes erwirkt hat. 
Von Rom zurückgekehrt, nahm Gerhoh wohl wieder seinen 
früheren Posten zu Augsburg ein und wirkte auf selbem eine 
Zeit lang noch fort, doch nicht, ohne von Seite seiner Mitkano¬ 
niker, die mit Ausnahme Weniger ein ganz verweltlichtes Leben 
führten, so manche Kränkungen und Anfeindungen erfahren zu 
müssen, womit sie feine wohlgemeinten Mahnungen erwiderten, 
durch die er das Gefühl für die hohe Würde des geistlichen 
Berufes in ihnen zu wecken sich bemühte. Die Kirchenzucht war 
in Augsburg, wie Gerhoh selbst schildert, säst ganz in Verfall 
gerathen. Wohl stand mit der Kathedralkirche ein stattliches und 
sehr geräumiges Haus mit gemeinschaftlichem Dormitorium und 
Refektorium in Verbindung; doch es war aller Disciplin bar, 
da die Kanoniker ein Jeder für sich lebten und höchstens an 
einigen sehr wenigen Festen nur zu einem gemeinschaftlichen Mahle 
darin zusammenkamen, welches dann gewöhnlich mit einem Possen¬ 
spiele oder einer theatralischen Vorstellung, welche die Zöglinge 
der Domschule ausführten, beschlossen ward. 
Wohl meinte Gerhoh, ohngeachtet die Bande des Eigen¬ 
thums ihn fesselten, sein Heil wirken zu können, wenn er anders 
nur ein keusches Leben führe; doch die schmerzliche Wahrnehmung 
der Erfolglosigkeit seines Bemühens, einem besseren Geiste bei dem 
Domklerus Bahn zu brechen, so wie ganz vorzüglich das Urtheil 
eines Eremiten, das er hierüber einholte und welches wider sein 
Erwarten herb und strenge ausfiel'), brachten in ihm den schon 
lange im Herzen gehegten Vorsatz zur Reife, die Welt zu ver¬ 
lassen und in den Orden zu treten. Er gab demnach sein ein¬ 
trägliches Kanonikat auf und trat um 1124 mit zweien seiner 
Brüder, die noch im Knabenalter sich befanden und einem dritten, 
der soeben erst von den Schulen Frankreichs zurückgekehrt war 
') Pez II. II. 494.
	        
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