Volltext: Geschichte des regulirten lateranensischen Chorherrenstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich

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Da mittlerweile Diethburg ihrem Sohne Gebhard den 
22. Oktober (das Jahr gibt die Chronik nicht an) in den Tod 
nachgefolgt war, entsagte Wernher der Welt' gänzlich, nahm in 
seiner Stiftung das Ordenskleid und führte ein gottseliges Leben, 
bis er endlich hochbetagt (ungefähr um das Jahr 1084) am 
fünften Oktober selig im Herrn entschlief, und an der Seite seiner 
Gemahlin und seines Sohnes vor dem Kreuzaltare in der Stifts¬ 
kirche seine Ruhestätte fand. Das neben diesem Altare an der 
Wand befindliche und aus röthlichem Marmor ausgeführte Mo¬ 
nument, welches sein Andenken verewiget und in den Monumentis 
boic. III. S. 398 sich abgebildet findet, führt die Umschrift: „Hec 
est sepultura generosorum Dominorum Comitum de Playm Dni 
Wemheri primi fundatoris h. ecclesie et inclite uxoris ejus 
dne dietvurgis ex alto swevorum progenie exorte et dni Geb- 
hardi filii eorum: quorum anime requiescant in pace.“ 
Doch nicht sollte Wernhers Stiftung eines ruhigen Bestandes 
sich erfreuen. Wernher hatte nämlich einen Bruder, mit Namen 
Aribo, mit welchem er schon vorlängst sich in die Erbschaft in 
Kärnthen also getheilt hatte, dckß dieser 30 Hose zu Radilah 
(Rödlach) an der Drau, Wernher hingegen 30 Höfe zn Krau- 
bath erhielt, welche er gleichfalls seiner Stiftung zugewendet hatte. 
Aribo hatte einen Sohn, Namens Albuin, auf welchen jene 
30 Höfe zu Rödlach übergingen. Kaum mochte letzterer die Ver¬ 
fügung seines Onkels Wernher erfahren haben, so wollte er nebst 
dm 30 Höfen zu Rödlach auch jene zu Krobath haben, er 
bemächtigte sich derselben noch zu Lebzeiten Wernhers und fiel 
sogar über das wehrlose Stift, wo Wernher inzwischen mit Tod 
abgegangen war, selbst her und vertrieb die Religiösen aus ihren 
Mauern. 
Dieser Frevel sollte jedoch nicht ungerächt dahingehen. 
Wernher, auf dem Sterbebette liegend, als er das ruchlose 
Beginnen Albuins erfuhr, hatte das Stift dem heiligen Erzengel 
Michael empfohlen, indem er sprach: „Ich vertraue auf den 
heiligen Michael, daß er jene Güter, welche ich zu seiner Ehre 
gewidmet, nicht ungestraft werde angreifen lassen, und daß er 
selbe aus den Händen derer, die sich ungerechter Weise an
	        
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