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den Vollzug seiner Edikte wachte, war es ja, der das Ur—
theil der Verbrennung über ihn ausgesprochen hatte.
Luther selbst bekennt, daß gedachter Käser an einem
gewissen Orte in Bayern einen Schulmeister, den er seinen
Ulrich nennt, auf eigene Kosten unterhalten habe, der
einigen Knaben die Gründe der evangelischen Religion bei—
bringen mußte, daß dieser aber bei der Gefangennehmung
seines Wohlthäters die Flucht ergriffen, und sich nach Tolet
unter den Schutz der Frau Jörgerin begeben habe.)y
Uebrigens hatte die neue Lehre viele Anhänger, nicht nur
unter den Adeligen und unter den Bürgern grösserer und
kleiner Städte und Märkte, sondern selbst auf dem Lande
gefunden; für die Bewohner der Hofmark Rab wirkte das
Beispiel der benachbarten Märkte Peuerbach und Riedau
zu verlockend, als daß nicht einige derselben der freien
evangelischen Lehre, wenn auch in Geheim, gehuldigt hätten;
doch die Maßregeln, welche die bayr. Herzoge, insbesonders
Albrecht V. und Max J. gegen die Ausbreitung der neuen
Lehre ergriffen hatten, hielten das weitere Umsichgreifen
nieder; und H. Albrecht V. war es auch, welcher den vom
Papste bewilligten und in Bayern eingeführten Laienkelch,
d. i. die Austheilung der heil. Kommunion unter den
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Y Des L. Käsers trauriges Ende, und die durch das böse
Gewissen erzeugte Furcht, einem ähnlichen, Loose zu verfallen, trieben
den Magister Stiefel, welchen die Frau Jörgerin zu Tolet
bereits wieder abgedankt hatte, an, eiligst die Flucht zu ergreifen, und
sich zu seinem Meister nach Wittenberg zu begeben. Kirchliche Topo—
graphie des Erzherzogthums Oesterreich, Dekanat Peuerbach, Wien
1839. S. 166, 167 und J. Lenz's hist. topogr. Beschreibung der
Kreishauptstadt Passan, 1818. J. Bd. S. 215.