Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

464 
Leopold II. 
nur das, was zur Herrschaftswohnung, zur Unterbringung von Beamten und 
Kanzleien wie auch zur Schule und zum Pfarrhof zu bestimmen kommt, her¬ 
gestellt und erhalten, alles übrige aber entweder lizitando verkauft oder dem 
Schicksal überlassen, endlich die gesamten Stiftsgeistlichen in die normalmäßige 
Pension vom Religionsfond übernommen werden, wie hingegen dasjenige, 
was nicht zur Übergabe an das hochwürdige Domkapitel geeignet ist, zum 
Religionsfond eingezogen werden muß, so ergibt sich die Aufhebung der bis¬ 
herigen Stiftsadministration und der dermal noch bestandenen geistlichen 
Kommunität als eine notwendige Folge. Eben die bisher diesorts bestandene 
geistliche Kommunität, die sich überhaupt in ihrem Betragen gut ausgezeichnet 
hat, sah schon vorlängst diese Notwendigkeit selbst ein, da sowohl der dies- 
ortige große Schuldenstand als auch die bei dem Gebäude ohne große Un¬ 
kosten nicht zu verhütende Gefahr des Einsturzes von Zeit zu Zeit zu jener 
Abänderung führte, die schon unter dem hochseligen Kaiser bei diesem Stift 
angetragen worden, und die nur mit Versuchen, ob etwa nach dem mit den 
Gläubigern gemachten Vergleich und durch Ökonomie dem Stift noch aufgeholfen 
werden könnte, verschoben worden ist. Die Akten und der Augenschein zeigen, daß 
den Versuchen der Erfolg nicht entsprach und nie entsprechen wird können. Es 
erübrigt nur noch, daß wegen der Veränderung seit 6 Jahren, nämlich seit der 
eingeführten Administration an, ein neues Inventar aufgenommen werde". 
Es wurden die Manifestationseide abgenommen dem Administrator, 
Hofrichter und dem Verwalter der Schallerbergischen Untertanen. 
Die Inventur wies aus 10.053 fl. 21 kr. 3'/3 4 Bargeld, wovon dem 
Domkapitel 118 fl. 47 kr. 2 4 zukamen; 100.627 fl. 20 kr. Aktivkapitalien, 
sie blieben dem Religionsfond; 8711 fl. 32 kr. l3/4 4 Untertanenausstände, 
wovon das Kapitel 690 sl. 24 kr. 1 4 erhielt; 39 fl. 49 kr. Körnervorrat 
wurde vom Kapitel abgelöst; 9116 fl. 40 kr. Kasten- und andere Ausstände, 
wovon 56 fl. 22 kr. 2 4 dem Kapitel zufielen. An dieses kamen die liegenden 
Güter der Herrschaft Waldhausen samt den Schallerbergischen Untertanen und 
der Herrschaft Klingenberg. In Niederösterreich hatte das Stift noch unver- 
äußert 1 Joch Äcker, 12 Tagwerk Weingärten, 10 Tagwerk Öden, die im 
Gesamtwert von 200 fl. dem Religionsfond verblieben. Die Mobilien in den 
Zimmern, geschätzt auf 45 fl. 11 kr., löste das Kapitel ab um 50 fl., die Bau¬ 
materialien (82 fl. 44 kr. 2 4) um 90 fl. 
Bon den Passiven bestanden nur noch 119.000 fl. Schulden an Krems¬ 
münster. 
Über das Archiv war kein Repertorium vorhanden; nach Aussage des 
Administrators und der Beamten befand sich darin auch kein Urbarial- oder 
sonstiges herrschaftliches Dokument von Wichtigkeit. 
In der Bibliothek war seit Ablieferung des Kataloges (1786) mit den 
Büchern keine weitere Veranlassung getroffen worden. 
Die Kirche besaß 300 sl. Stiftungsvermögen, 350 fl. freieigentümliche 
Kapitalien.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.