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samsten Mittel dagegen sieht er in besserer Ausbildung der Priester,
Entledigung derselben von einer Menge Haussorgen und anderen Beschäftigungen,
welche, obwohl zum Unterhalt unentbehrlich, doch die Seelsorge beeinträchtigten;
da müsse im großen geholfen werden. „Was helfen die hie und da getroffenen
Maßnahmen zur Verbesserung der Geistlichkeit durch Unsere armselige Religions-
gionskommission? Was liegt an einem Feiertag mehr oder weniger oder an
etlichen Klosterfrauen? Der wahre Grund, nämlich die innerliche Gebahrung
und Verfassung muß geändert werden." Und als einziges Mittel bezeichnet
Josef die Vereinigung aller geistlichen Einkünfte, sie mögen aus unbeweglichen
oder beweglichen Gütern herrühren, in einen allgemeinen Fond, aus welchem
der Einzelne seinen Lebensunterhalt beziehen sollte.
Sein Programm stand also fertig da.
Noch eines hatte diese Reise in Josef hervorbrechen gemacht; Maria
Theresia schrieb an ihren Gesandten Mercy in Paris: „Der Kaiser, der das
Streben nach Popularität allzuweit getrieben, hat, ohne zwar diesen Leuten
auf seinen verschiedenen Reisen Versprechungen zu machen, doch allzuviel über
ihre Freiheit in Religionssachen sowohl als ihren Grundherrn gegenüber gesagt;
man sieht jetzt die Folgen — nicht in Böhmen allein ist jetzt der Bauer
zu fürchten, sondern auch in Mähren, Steiermark und Österreich . . . Allein
die Regierungslast tragend wird der Kaiser auch die Schwierigkeiten ersehen
und sich nicht mehr hinter mir zu verstecken vermögen. Er besitzt zu viel Geist
und auch seine Urteilskraft ist noch nicht so sehr geschwächt, daß er auf lange
die Wahrheit nicht erkennen sollte. Sein Herz ist noch nicht ganz verdorben,
obwohl in Beziehung auf diesen letzten Punkt Zeit ist zu einem Heilmittel
zu greifen."
An anderer Stelle nennt Maria Theresia ihren kaiserlichen Sohn eine
Kokette des Geistes. Seine Persönlichkeit galt ihm alles; Kaiser und
Mitregent zu sein war ihm nichts.
Doch nun, da in die Klostergesetzgebung eingegangen werden soll, wird
es angezeigt sein, Übersicht zu geben über die im Land ob der Enns zu
damaliger Zeit bestandenen Klöster.
4. Stifte und Klöster im Land ob der Enns.
I. Männerklöster.
A.
Benediktinerstifte.
1. Das hervorragendste Stift im Land war Kremsmünster, gegründet
im Jahr 777 von dem Bayernherzog Thassilo II. und besiedelt von
Benediktinern aus Niederaltaich über Berufung seitens des hl. Virgil, Bischofs von
Salzburg, sehr begünstigt von Karl dem Großen und den nachfolgenden
karolingischen Kaisern.
Der Abt war Primas im obderennsischen Prälatenstand.