Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

Wiederherstellung der Prälatenwahl, aber nicht der Stifte. 449 
meiste von seinen Beamten geschlichtet worden und so werde es auch sein, woraus die 
Regierung vermutet, daß eben die Absicht auf Wiederherstellung von Waldhausen ver¬ 
borgen zugrunde liege. Der Propst wolle damit auch nicht nur alle praestanda. von 
sich weisen, sondern insbesondere das onus mit Florianer Stiftsgeistlichen die Wald¬ 
hausner Pfarren zu besetzen. 
Daß der Prälat von Waldhausen nicht wieder eingesetzt werden könne, sei klar, 
habe ihn doch der höchste Hof sogar aus der dortigen Gegend entfernen wollen. Kein 
Waldhausner Geistlicher habe sich durch Fähigkeit die Administration zu übernehmen 
bekannt gemacht, die bei der Inventur des Stiftes angetroffenen Defizienten seien wirk¬ 
lich Defizienten im strengsten Verstand. Alles sei verkauft und verbestandet, selbst das 
Stiftsgebäude Defizient. Der Propst von St. Florian solle nur der Administration ent¬ 
hoben und Waldhausen wie die Kameral-Exjesuitengüter und wie die Religionsfonds¬ 
güter aus aufgehobenen Klöstern besorgt werden. 
Der Propst von St. Florian hatte übrigens fortwährend mit der Regierung 
Streit, weil er das Pauschquantum nicht aufbringen konnte; die größten Schwierigkeiten 
aber mit den Kremsmünsterer Schulden, von denen alsbald noch näher berichtet werden 
soll. Zunächst sei zur Erledigung der schwebenden Frage angeführt: 
Mit Hofdekret vom 23. August 1790 wurde die Entlassung des Propstes 
von St. Florian aus der Administration des Stiftes Waldhausen bewilligt 
und die Übertragung der Administration an den Waldhausner Stiftsdechant 
oder Kämmerer befohlen. „Im übrigen kann dem Prälaten von St. Florian 
nicht zugemutet werden seine Geistlichen auf fremde Stiftspfarren, wie jene 
zu Waldhausen sind, zu exponieren und damit seine eigene Verlegenheit ge¬ 
schwinder zu befördern." 
Als Administrator wurde der Stiftskämmerer Ignaz Teuerkauf bestellt 
mit Dekret ää. Linz 29. August 1790. 
Ehe Waldhausen auf diese Art in eigene Administration und damit in eine ent- Die 
sprechend günstigere, hoffnungsreichere Lage gekommen war, schien es durch den Propst ^Schuiden^ 
von St. Florian in die Administration des Stiftes Kremsmünster hinübergespielt ^ünster^ 
werden zu sollen. 
Unter dem 14. Februar 1788 hatte der Abt von Kremsmünster bei der Re¬ 
gierung angezeigt, daß von den an sein Stift von Waldhausen geschuldeten 119.000 st. 
die ZO/oigen Interessen im Vorjahr nicht gezahlt worden seien, der Propst von St. 
Florian habe auf wiederholte Forderungen Unmöglichkeit vorgegeben, während vor der 
Einführung der Administration Waldhausen nicht nur die Zinsen richtig abgeführt, 
sondern auch die versprochene Rückzahlung am Kapital seit mehreren Jahren mit 
2000 st. geleistet habe. 
Der Propst erwiderte ää. 25. Februar 1788, daß ihm die Jnteressenzahlung 
platterdings unmöglich sei und sein werde, da schon ohne Zinsenzahlung die Ausgaben 
die Einnahmen überstiegen; er beantragte Waldhausen, so wie mit Klein-Mariazell ge¬ 
schehen war, also in solutionera, in die Administration des Stiftes Kremsmünster 
zu geben. 
Die Buchhalterei in ihrem Gutachten an die Regierung riet darauf ein, da alle 
anderen Gläubiger, sogar die Gotteshäuser befriedigt seien. 
Als der Prälat von Kremsmünster bei den Landrechten die rückständigen Inter¬ 
essen von Ostern, bzw. Bartholomä 1786 bis 1788 per 7140 st. einklagte, stellte der 
Propst neuerdings den Antrag auf Administrierung durch Kremsmünster (9. Februar 
1789). 
Hittmair, Klostersturm. 29
	        
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