Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

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Leopold II. 
glauben und Mißbräuche, Untätigkeit im Lehramt, heimlicher Widrigkeit zun 
Seelsorge; von der Wiederherstellung des Stiftes, wo sich ihre mönchische 
Gesinnung mehr konzentrieren würde, sei nichts Besseres zu erwarten. 
Mit ungeheurem Wortschwall leitet die Regierung ihren Hofbericht dd. 
7. August 1790 ein, um von vornherein festzustellen, wann ein Gesuch wegen 
entgegenstehender physischer und vielfach auch moralischer Unvermögenheit in 
Rücksicht auf geistliche, politische und ökonomische Gesetze und Umstände un- 
widersprechlich von geringstem, unter aller Schätzung stehendem Wert sei — 
selbstverständlich ist ihr ein solches das Garstner Gesuch: die Realitäten sind 
veräußert und verbestandet, das Stiftsgebäude seit mehreren Jahren als Kaserne 
in Verwendung, nur für den Pfarrer und seine Kapläne ist eine Wohnung in 
dem Klostertrakt an der Kirche abgesondert und hergerichtet worden. Mit un¬ 
säglich widerwärtiger Lehrhaftigkeit wird aus der Gründungsgeschichte Garstens 
gezeigt, daß nach den Absichten und Grundsätzen der Stifter Garsten aufge¬ 
hoben werden müßte, wenn es noch bestünde. Die Mönche hätten vorlängst 
verdient eine Kommunität beim bischöflichen Kursor zu machen; sie eine Kom¬ 
munität und Pflanzschule künftiger Seelsorger bilden zu lassen wäre eine 
„unverantwortliche Religions-, Sitten- und Staatssünde, eine Sünde wider 
die erkannte Wahrheit und hiemit eine Sünde wider den hl. Geist, der dem 
Geist dieser Mönche entgegengesetzt ist". 
Der 10y2 Bogen starke Hofbericht schließt mit der Vermutung, daß 
das nur allgemein unterschriebene Gesuch der gesamten Geistlichen vorzüglich 
ein Werk des in den Akten als Aufwiegler bekannten Priors Marian Kammer¬ 
hofer sei, der vielleicht hoffe selbst Prälat zu werden; der Regierung seien auch 
von andern gewesenen Vorstehern und Offizialen aufgehobener Stifte völlige 
Zirkularschreiben vor die Augen gekommen, in welchen Schreiben die vor¬ 
maligen Mitglieder solcher Klöster von neuem geworben worden die Her¬ 
stellung ihrer Klöster zu fordern; einige, die nicht wollten, hätten selbst beim 
Herrn Bischof mit bezeigter Abneigung Hilfe und Rat gesucht. 
Als einen Versuch das Stift Waldhausen wieder aufleben zu machen 
Wawhausen bezeichnete die Regierung in ihrem Hofbericht dd. 12. August 1790 das An- 
ministration suchen des Propstes von St. Florian dd. 27. Juni 1790 von der Admini¬ 
stration des Stiftes Waldhausen enthoben zu werden; er hatte zur Unter¬ 
stützung seiner Bitte nebst dem Hinweis auf seine üble Gesundheit und die 
beschwerlichen Wege nach Waldhausen angeführt, daß das Stift Waldhausen 
einen eigenen Prälaten besitze, welcher schon einmal dem Stift aufgeholfen 
habe, und daß somit dieser oder ein anderes Mitglied des Stiftes die Ver¬ 
waltung auf sich nehmen könnte. 
Die Regierung will wohl glauben, daß die widrigen Gesundheitsumstände den 
Herrn Propst von St. Florian „jetzt zu einer Stiftsadministration weit unfähiger machen^ 
als er es bisher war. Selbst in Ansehung seines eigenen Stiftes ist man deswegen nicht 
wenig besorgt, besonders da er im äußersten oberen Mühlviertel Pfarren und Realitäten 
besitzt, wohin die beschwerlichsten Wege führen". Zu seinem Glück sei aber bisher das
	        
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