Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

Wiederherstellung der Prälatenwahl, aber nicht der Stifte. 
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lebenden Abt Erenbert wieder als seinen Vorsteher anzunehmen. Ihre Bitte 
sei von Sr. Majestät allergnädigst aufgenommen worden. 
Die Landesstelle war darüber zornentflammt; sie bat unter dem 12. Oktober, 
daß zur Wahrung ihrer eigenen Ehre und der Ehre der landesfürstlichen Ver¬ 
ordnungen dem Verlangen der Kremsmünsterer nicht stattgegeben werde. 
In den schärfsten Ausdrücken wird alles wieder aufgezählt, was die Regierung 
dem Prälaten bisher vorwerfen zu können glaubte. Dagegen wird der Kommendatarabt 
sehr gelobt. Dieser sei schon im laufenden Jahr durch die auf die baldige Rückkehr der 
vorigen Unordnung und Willkür hoffenden Individuen in seiner Wirksamkeit dergestalt 
gehemmt worden, daß das Stift Kremsmünster das Pauschquantum nicht habe abführen 
können, in währender Zeit, als dasselbe Geld gehabt mehrere Kandidaten aufzunehmen. 
Eybel wollte geradezu die Belassung des Abb6 Commendataire beantragen, aber 
Präsidium ließ dies nicht zu „das wäre bei der gegenwärtigen Lage der Sache unpolitisch 
und würde nur als Widersetzlichkeit angesehen werden. Kremsmünster muß jetzt einen 
Prälaten bekommen, da ist nicht mehr zu helfen, so widersinnig es auch ist“. 
Die vereinigte Hofstelle trug dem Kaiser vor, daß sie schon unter dem 19. Jänner 
vorigen Jahres einverständig mit der obderennsischen Regierung auf einen dem Prälaten 
zu erteilenden Verweis angetragen habe und auf eine ernstliche Verwarnung. Die aller¬ 
höchste Entschließung sei aber strenger ausgefallen: auf Amtsentsetzung. In geistlicher 
und disziplinärer Sache, überhaupt soweit man von den Verhältnissen des Stiftes Krems- 
münster Wissenschaft habe, sei dem gewesenen Prälaten keine Ausstellung gemacht worden. 
Auch vom finanziellen Standpunkt aus empfehle sich die Wiedereinsetzung des Exprülaten, 
da sonst das Stift diesem 1500 fl. jährlich geben und außerdem den neugewählten und 
dann noch den Ep-Abbö Commendataire unterhalten müßte. 
Der Kaiser genehmigte das die Wiedereinsetzung des Exprälaten befür¬ 
wortende Einraten der Hofkommission am 20. Oktober und unter dem 5. No¬ 
vember erging das Hofdekret, daß in der Wahl eines Prälaten von Mondsee emsetzung'des 
einzuhalten sei bis zur gänzlichen Berichtigung des Dotationsgeschäftes, der Erenbert zu 
vorige Abt von Kremsmünster aber, den die Stiftsmitglieder zu ihrem Vor- ^ns- 
steher so sehnlich wünschen, ohne weitere Wahl in seine vorige Würde und 
Aktivität wieder eingesetzt werde. 
Über Wunsch des Stiftes wurde hiezu eine bischöfliche und eine landes¬ 
fürstliche Kommission abgeordnet mit dem Generalvikar und mit Eybel an 
der Spitze. 
Die feierliche Wiedereinführung fand statt am 22. November. 
Der Kommendatarabt war auf kurze Zeit nach Melk und Wien verreist. Der 
Wiedereinsetzungsfeier des Prälaten wohnte er bei. Er hatte fofort die Abtei geräumt, 
damit der Prälat sie beziehen könne. 
Der Generalvikar hielt Hochamt und Tedeum. Vor dem Evangelium überreichte 
er dem Abt Ring und Stab; Erenbert hatte übrigens auch nach seiner Absetzung Vespern 
und Ämter in pontificalibus gehalten. 
Nach der kirchlichen Feier trat Herr Eybel mit seiner Kommission auf; obwohl 
der Konvent dabei nichts zu tun hatte, blieben viele im Tafelzimmer gegenwärtig; auch 
die geistliche Kommission erschien wieder dazu. Eybel bedeckte sein Haupt, was einem 
Kremsmünsterer Herrn „starke Anmahnung an den verstorbenen König von Preußen 
gab", und sing zu reden an. Die Rede war sehr bescheiden und nichts weniger als bissig. 
Er betonte die außerordentliche Gnade Sr. Majestät und belobte sehr den Abb6 Com-
	        
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