Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

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Leopold II. 
Friede im be¬ 
schwichtigten 
Ungarn 
im wieder¬ 
gewonnenen 
Belgien 
Bitte der ob- 
derennsischen 
Stände 
um Wieder¬ 
einsetzung der 
Stifte in den 
vorigen Stand 
Bitte der 
Krems- 
münsterer 
der Engels- 
Heller 
der Kaiser, jedes mit 60 fl. jährlich, zum Andenken an seine Anwesenheit in 
Linz stiftete, übernehmen wollten; außerdem wurde ihnen für diesen Fall die 
Annahme von Vermächtnissen bis 2000 fl. gestattet; 2000 fl. sollte auch die 
Mitgift der Kandidatinnen betragen. Als Gebär- und Findelhaus wurde das 
ehemalige Kloster der Barmherzigen Brüder (in Straßfelden) bestimmt, wohin 
auch die 12 gestifteten Betten kommen sollten, wenn die Elisabethinerinnen sie 
nicht annehmen wollten. 
Natürlich nahmen sie mit größtem Dank an. Unter dem 5. Dezember 
brachte die Oberin bei der Landesstelle zwei Kandidatinnen bittlich in Vor¬ 
schlag; die Aufnahme blieb ihr „unbenommen" (Linz 10. Dezember 1790). 
Am 15. November ließ sich Leopold II. als König von Ungarn krönen. 
Die österreichischen Regimenter marschierten nach Luxemburg. Nach einer Nieder¬ 
lage der belgischen Armee am 24. September 1790 zogen die Österreicher am 3. De¬ 
zember in Brüssel ein. Am 10. Dezember wurde im Haag der Vertrag unterzeichnet, in 
welchem dem Kaiser der Besitz Belgiens garantiert wurde. Eine allgemeine Amnestie, 
die Wiedergebung der Verfassung, wie sie zur Zeit Maria Theresias bestanden, u. dgl. 
stellte den Frieden zwischen dem Kaiser und Belgien her. 
In diese energische, sichere Tätigkeit nach außen fügte sich des Kaisers Regiernngs- 
arbeit im Innern ein. 
Unter dem 5. April 1790 überreichten die Stände eine allerunter¬ 
tänigste Bittschrift, in welcher sie sich vorbehielten ihre Vorstellungen zu über¬ 
reichen über die Beschwerden, die daraus entstanden waren, daß „die ur¬ 
sprüngliche, nach der Lage, Beschaffenheit und dem wahren Wohlstand unseres 
Vaterlandes ächt angepaßte Landesverfassung, dann die zur Grundfeste glück¬ 
lich bestimmten Pragmatikalgesetze und Gewohnheiten ganz beseitigt und zer¬ 
nichtet und eine gar nicht angemessene Verfassung eingeführt worden ist". 
Ihre Vorstellungen und Bitten „schränken sie in vier Abteilungen ein". 
Im ersten Teil bitten sie, den Prälatenstand, welcher dem Staat so gemein¬ 
nützlich ist, in sein voriges Ansehen wieder einzusetzen und den Stiften aller¬ 
gnädigst zu erlauben ihre Vorsteher wie vormals aus ihrem Gremio zu 
wählen. Sie bitten um Herabsetzung der so drückenden Religionsfondssteuer 
und um Bedachtnahme auf die Wiederemporbringung von Erziehungshäusern 
für die studierende Jugend (Wien 5. Mai 1790). 
Die Stiftsgeistlichen hatten bereits Schritte getan um Wiedereinsetzung 
ihrer Stifte in den vorigen Stand. 
Eine Deputation von Kremsmünsterer Geistlichen hatte schon Mitte 
April den Kaiser mündlich darum gebeten; ebenso zwei Zisterzienser von 
Engelszell am 1. Juni 1790. Letztere brachten als frohe Kunde zurück die 
Worte des Kaisers: „Weil Euer Klostergebäude und Kirche sich noch in auf¬ 
rechtem Stande und Ihr Euch im ersteren wie auch in den dazu gehörigen 
Pfarreien zur Versorgung der Seelsorge noch versammelt befindet und von 
den Dominikal-Realitäten Eures Stiftes nichts veräußert worden, so dürft 
Ihr an Eurer Wiederherstellung keinen Zweifel tragen, sobald ich nur die 
ungarischen und deutschen Reichsangelegenheiten in Ordnung gebracht habe."
	        
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