Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

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Josef II. - 1789. 
für den 
Bischof an¬ 
getragen : 
St.. Florian 
und 
Lambach 
Neue Ent¬ 
würfe nach 
Steuer¬ 
regulierung 
vorzulegen 
Pflicht, damit er noch die Administration weiter führen könne. Später aber erhob Passau 
die Forderung nach der Portio canoniea per 1035 fl. 12 kr. vom Vermögen des 
t Gschnaller und befahl nach Ablauf des Jahrestermines dem Socher zur Personal¬ 
residenz sich nach Straßwalchen zu begeben, schließlich mit Setzung eines sechswöchent¬ 
lichen Termines. 
Die Regierung war darüber sehr erzürnt und sah darin nur eine Repressalie 
seitens Passaus, weil der Weihbischof Thun seine obderennsische Pfarre Kalham wegen 
Nichtresidenz dem Kanonikus Treml hatte überlassen müssen, und das Hochstift eine 
ähnliche Verfügung in betreff der Pfarre Sierning fürchtete.*) 
Die Regierung fand, daß Socher, der durchaus der Administration entledigt 
werden und Pfarrer in Straßwalchen sein wollte, auch von Straßwalchen aus die 
Oberaufsicht über die Mondseer Administration führen, einen Stiftsgeistlichen sich als 
Administrationsadjunkten wählen und von Zeit zu Zeit selbst nach Mondsee zu einigem 
Aufenthalt kommen könnte. In diesem Sinn wurde nach dem Referat Eybels Hofbericht 
über Straßwalchen erstattet (Linz 12. Jänner 1790). 
Die Regierung erntete volles Lob für ihr gründliches und zweckmäßiges Be¬ 
nehmen gegenüber Salzburg mit dem Auftrag dem Herrn Mittelsrat Eybel (das „von", 
das vor seinen Namen (wie häufig) geschrieben war, wurde^ausgestrichen) als Referenten 
das allerhöchste Wohlgefallen zu erkennen zu geben. Beim Hochstift Passau sollte die Re¬ 
gierung die Angelegenheit ebenfalls in dem gewöhnlichen Weg der hergebrachten Kor¬ 
respondenz einleiten und die (im Hofbericht) ganz wohl angeführten Beweggründe in der 
gelassensten und freundschaftlichsten Art, ohne etwas von der Pfarre Kalham und Sier¬ 
ning zu melden, geltend machen. „ Indessen und bis auf weitere Anordnung kann die 
Pfarre Straßwalchen von dem Administrator des Stiftes Mondsee mit Beiziehung eines 
Administrationsadjunkten besorgt werden, auf dessen Beförderung man seinerzeit Be¬ 
dacht nehmen wird" (Wien 1. März 1790). 
So löste sich die eine politische Schwierigkeit, über welche in der Dotationsfrage 
die Buchhalterei ihr Bedenken geäußert hatte. 
In ihrem Hofbericht ää. 1. September 1789 über die getroffene Wahl 
des Bischofs rät die Regierung ein, ihm St. Florian und Lambach zu geben. 
Die Regierung macht geltend: Bei Wilhering müßte eine Menge Personen vom 
Religionsfond in Pension übernommen werden, die vorhandenen Stiftsgeistlichen sind 
zum Teil noch jung. St. Florian und Lambach haben beinahe lauter emeritierte 
Männer, die sich selbst überlassen werden können, die überall mit Ehren und Anstand 
die ihnen gnädigst zugestandene Ruhe genießen werden. St. Florian wäre eine herrliche 
Bischofsresidenz. Auch braucht man Wilhering, um die Administration von Schlierbach 
zu übernehmen, so wie es schon die von Engelszell besorgen muß ; und wenn es später 
keine Kandidaten mehr bekommen würde, könnte es eine prächtige Fabrik abgeben. 
Über die Einkünfte der drei Stifte werden Berechnungen vorgelegt. 
Die Erledigung erfolgte ää. Wien 28. Mai 1790: Mit Rücksicht 
auf die im Gang befindliche Steuerregulierung läßt sich von dem Vor¬ 
schlag kein Gebrauch machen und sind neue Entwürfe zu verfassen, das Er¬ 
gebnis ist sogleich dem Bischof zu übermitteln mit dem Bemerken, daß er 
*) Treml fungierte als Pfarrer in Kalham vom 3. November 1789 bis 28. Juni 
1790, bis er infulierter Domscholaster wurde. Thun blieb Pfarrer. Nach dem Abgang 
Tremls versahen wieder Vikare die Pfarre für die Passauer Domherren und Weihbischöfe 
Graf Firmian und Graf Gaisruck, späteren Kardinal und Erzbischof zu Mailand. Erst 
von 1818 ab hatte Kalham Pfarrer aus der Linzer Diözese. 
Die Pfarre Sierning war dem Passauer Domkapitel inkorporiert; der letzte Pfarr¬ 
vikar Sigismund Steidl wurde 1798 der erste Pfarrer in Sierning.
	        
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