Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns


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Am 17. Jänner 1787 berichtet die Herrschaft Freistadt, daß bei Räumung des 
Klosters und der Gruft seitens des Käufers 2 Kupfersärge des Stifters und der Stifterin 
sich gefunden haben; in den Särgen dürften wohl nach der Sitte voriger Zeiten mit- 
begrabene Kleinodien vermutet werden. Das Kreisamt bekam den Auftrag im Einverständnis 
mit dem Dechant die kupfernen Särge zu untersuchen, und da diese sowohl als 
auch, was etwa an Preziosen darin noch gefunden werden mag, als vorlängst von der 
Familie hintangelassen zu betrachten sind, so ist auch kein Zweifel, daß diese inter res 
religiosas immer betrachteten Gegenstände zum Religionsfond und nicht dem Käufer 
gehören. Etwa vorhandene Körper können von der Starhembergischen Familie am Friedhof 
bestattet und unter Beachtung der Vorschriften auch ein Epitaphium errichtet werden, 
die Särge aber, und was von den vorgefundenen Sachen Wert hat, sind zum Besten des 
Religionsfonds zu veräußern. Linz 20. Jänner 1787. 
Aber schon am 19. Jänner 1787 bat Graf Engl als Alois Starhembergischer 
Vormund um Ausfolgung der Särge, um sie in der Familiengruft zu Hellmonsödt beisetzen 
zu lassen. Das Kreisamt berichtet unter dem 3. Februar über die Untersuchung: 
in den kupfernen fanden sich hölzerne schon vermoderte Särge mit den Gebeinen; es 
fragt sich, ob die kupfernen Särge zum Nutzen des Religionsfonds verkauft oder mit den 
Gebeinen ausgefolgt werden sollen. Die Ausfolgungslassung an die Starhembergische 
Familie wird befohlen. Linz 12. Februar 1787.*) 
Im Jahr 1896 kaufte die Stadtgemeinde Freistadt das „Schloß“ samt 
(4 Joch) Grund vom Grafen Kinsky um 30.000 fl.; 2 Joch Grund behielt 
Kinsky als Holzplatz. Kloster und Kapelle wurden zum Konvikt für Studierende 
am Staatsgymnasium umgebaut. Die Kapelle stand bei der Übernahme in 
Verwendung als Aufbewahrungsort für Kastanien. 
59. Aufhebung des Kapuzinerklosters in Steyr. 
Die Inventur ergab einen Vermögensstand von 16.825 fl. und jährliche 
Zuflüsse mit 138 fl. (Bericht der Stiftungshofbuchhalterei dd. 24. Mai 1787); 
100 fl. lieferte jährlich die Fürst Lambergische Herrschaft auf Brennholz. Die 
Herrschaft erklärte sich bereit den Betrag auch weiterhin abzuführen. 
Die Kanzel erbat sich das Salzoberamt für die Kirche in Gosau; der Antoni- 
Altar kam in die neu errichtete Krankenkapelle im Spital zu Steyr. 
Anlaß zu einer klassischen Erörterung gab die Veräußerung der Realitäten. 
Der Medicinae Doctor zu Steyr Anton Hiepfinger bat, daß das Kloster 
zu einem allgemeinen Krankenhaus verwendet werde; da aber das Kloster 
außer den 4 Hauptmauern nur aus Holz aufgebaut war, so schien es dem 
Kreisamt zu diesem Zweck unpassend (17. Juli 1786) und es wurde die 
Versteigerung angeordnet. 
*) Der Kupferschmied hatte mit der Eröffnung der Särge einen ganzen Tag zugebracht 
und forderte 2 fl.; geschätzt waren die 2 Kupfersärge auf 2 Zentner Kupfer ohne 
Eisen. Zugleich wurden auch die Gebeine der Kapuziner in den Friedhof übertragen. Dafür 
bekam der Totengräber 3 fl. 17 kr. und der Zimmermeister mit seinen Gesellen für die 
Aufhebung des Grabsteins und andere mitunterlaufene Arbeiten 34 kr., zusammen 5 fl. 
51 kr., die aus dem Religionsfond bezahlt wurden. 

	        
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